Rioja beim Italiener

■ Hinrich Sachs und sein Multi-Kulti-Kunst-Projekt

Nehmen wir an, Sie würden beim Libanesen im Steintor oder beim Italiener in der Humboldtstraße im Schaufenster eine gute Flasche alten Riojas entdecken - das käme Ihnen spanisch vor, oder? Solche Erlebnisse der unordentlichen Art können Sie im Februar öfter haben: der Hamburger Künstler Hinrich Sachs organisiert zwischen verschiedenen ausländischen Läden und einem Edeka einen „Ringtausch“ von landestypischen Lebensmitteln mit dem erklärten Ziel, diese nicht zu verkaufen.

Hinrich Sachs bewohnt dieser Tage das Gast-Atelier im KünstlerHaus am Deich und arbeitet. Die Arbeit ist schwer zu beschreiben; manchmal muß man Bier trinken, manchmal Eintopfdosen mit handaquarellierten Banderolen bekleben, meist muß man mit irgendwelchen Leuten reden. Sachs ist Künstler im unvergänglichen Fahrwasser von Jupp Beyus. Mithin besteht sein projektiertes Kunstwerk aus Handarbeit, Fundstücken, Völkerkunde und sozialen Beziehungen.

Hinrichs hat zwei Afrikaner aus Togo kennengelernt — mit ihnen übersetzt er den Text von Lebensmittelverpackungen ins „Mina“ und verfremdet die gängige Ware. „Ausbruch aus der Europa- Kunst“ nennt Hinrichs das.

Antiwerbung mit Eintopfdose

und In der Galerie des KünstlerHauses baut er eine Installation auf. Daneben plant er die Umgestaltung der jeweiligen Schaufenster. Und entwirft ein Plakat, das die disparaten Ereignisse zusammenhält — „als imaginärer Sockel“. Hinrichs Kunst, obwohl sie oft mit den Mitteln der Werbung arbeitet, ist „Antiwerbung“, unspektakulär, zugänglich auch Kunstunkundigen, manchmal kaum zu finden von den Kunstfreunden.

Der Prozeß der Entstehung der Kunst ist genauso wichtig wie das Ergebnis. Der KommunikationsArtist: „Ich arbeite mit hohem Risiko.“ Es kann sein, daß sein Projekt ganz anders als geplant verläuft — es sind so viele Menschen involviert. Es kann passieren, daß er „abstürzt“; Concept- Art ist das nicht.

Hinrich Sachs (Jg.62) stammt aus Osnabrück, doch diesen Makel kompensierte er durch eine Kindheit und Jugend in Spanien. In Hamburg studierte er Bildende Künste. Ein Jahr lebte er via DAAD in Paris. Er hat in Stuttgart ein Plakat bunt und somalisch bedruckt, es wurde als „das Rasta- Teil“ bekannt. Er hat eine Schweizer Bäckerei mit Brotkugeln versorgt. Er war bei der vorletzten „Breminale“ mit kleinen Backwaren beteiligt, die er unter das exotische Sammelsurium einer Kneipe mischte. In Hamburg gelang es ihm, ein Buchobjekt im Ausleihbestand der Staatsbibliothek unterzubringen. Der „Ringtausch“ passiert am 25.2., die Ausstellung wird schon am 11.2. eröffnet. Bus