Kroatische „Warnung“ beendet

■ Die am Freitag begonnene Offensive erklärte Tudjman als erfolgreich abgeschlossen/ Strategisch wichtige Gebiete rückerobert/ In Genf keine Fortschritte, Aufteilung Bosniens weiterhin unklar

Genf, Zagreb, Berlin (taz/dpa) – Die Ausweitung des Jugoslawien-Krieges auf kroatische Gebiete ist seit Sonntag abend offiziell beendet. „Die Aktion ist beendet, auch wenn an einigen Stellen noch Widerstand geleistet wird. Sie soll den serbischen Rädelsführern in Knin als Warnung dienen“ – so der kroatische Präsident Franjo Tudjman zu der am Freitag begonnenen kroatischen Offensive zur Rückeroberung der strategisch wichtigen Maslenica-Brücke. Mindestens einhundertzwanzig serbische und zehn kroatische Soldaten starben bei dieser Warnung.

Tudjman hatte in einer Fernsehansprache an die kroatische Bevölkerung den Vorstoß militärstrategisch begründet: Die Umsetzung einer zuvor unter Beteiligung der UNO erzielten Einigung sei von serbischer Seite „systematisch verhindert“ worden. Tudjman wies darauf hin, daß die UNO-Friedenstruppen eine Reihe der im Friedensplan für Kroatien enthaltenen Aufgaben noch nicht erfüllt hätten. Gerade das rückeroberte Gebiet sei für Kroatien von großer Bedeutung, da die 1991 zerstörte Brücke den Süden vom Rest des Landes abgeschnitten habe. Die Gefahren für eine endgültige Teilung Kroatiens wären damit größer geworden.

Auf der Genfer Friedenskonferenz waren alle Seiten unterdessen krampfhaft bemüht, die Auswirkungen der Offensive auf die Verhandlungen herunterzuspielen. Dennoch drehten sich alle bi- und multilateralen Gespräche um dieses Thema. Die serbischen Führer Ćosić, Milošević und Karadžić nutzten die kroatischen Angriffe weidlich, um die Muslime als „die Herren des Krieges“ darzustellen. Die Debatte um die Grenzen der zukünftigen zehn bosnischen Provinzen kam – entgegen den Angaben von Karadžić – nicht voran.

In der deutschen Diskussion um Militäreinsätze verschieben sich momentan die Koordinaten: die Unionsfraktionen rücken von einer Grundgesetzänderung vorsichtig wieder ab. Ihr außenpolitischer Sprecher Lamers plädiert im Interview mit der taz für einen „pragmatischen Kompromiß“ mit der SPD durch eine „einfache Gesetzesänderung“. Seiten 5, 8, 10 bis 12