Tod im "sicheren Gebiet"

■ Lotsenboot kenterte: drei Seeleute kamen ums Leben

kenterte: drei Seeleute kamen ums Leben

In den frühen Morgenstunden des vergangenen Samstages kamen nördlich von Cuxhaven zwei Matrosen und ein Lotse ums Leben. Sie waren mit einem Lotsenversetzboot, das mit sechseinhalb Metern Länge nicht größer war als ein Rettungsboot, zu einem Tanker in die Elbmündung gefahren und gekentert. Als mögliche Unfallursache wird zunächst ein zu kurzes Fallreep vermutet, das der Seelotse nicht greifen konnte.

Hätte der Tod der drei Seeleute verhindert werden können? Durften sie überhaupt auf See fahren? Für den Obmann der Lotsenbrüderschaft Elbe, Udo Köllner, stellt sich weder die eine noch die andere Frage. Unter normalen Wetterbedingungen sind die beiden Lotsenschiffe beim Feuerschiff Elbe stationiert. Erst bei Windstärken sieben bis acht werden sie auf eine Position querab Neuwerk zurückgezogen. Diese Position gilt laut Köllner als „sicheres Gebiet“, so daß der Lotsenbetrieb von dort aus aufrecht erhalten wird.

Mit einer Einschränkung allerdings: Die von See kommenden Schiffe müssen die knapp zehn Seemeilen vom Feuerschiff Elbe bis zur Position Neuwerk ohne Lotsen zurücklegen. Die Erlaubnis dafür, so Köllner, bekommen aber nur Schiffe bis zu einer Größe von etwa 30 000 BRT. Größere Schiffe müßten in der Deutschen Bucht den Sturm „abwettern“, das heißt, auf besseres Wetter warten.

Gerade weil das Gebiet vor Neuwerk als sicher gilt, glaubt Köllner nicht, daß die Seeleute leichtsinnig waren. Er hält es auch für eher unwahrscheinlich, daß das zu kurz ausgeworfene Fallreep die Ursache für das Unglück war. „Dann hätte es eben einen neuen Anlauf gegeben, das ist nichts Ungewöhnliches.“ Für Köllner könnten die Seeleute Opfer der Unberechenbarkeit der Natur geworden sein. Sollte das Lotsenboot bei dem steilen Seegang auch nur ein wenig aus dem Windschatten des Tankers geraten sein, wäre es schwer zu kontrollieren.

Unabhängig davon ist Köllner der Ansicht, daß das deutsche Lotsenwesen „mit das sicherste der Welt“ ist. Daran ändere auch der Unfall vom vergangenen Samstag nichts, der erste seit 30 Jahren — leider mit tödlichem Ausgang. Norbert Müller