Tapetentischler

Vor der Wahl gab es kaum jemanden bei den Bremer Parteien, der es gewagt hätte, gegen die Beiratsrechte zu Felde zu ziehen. Der Staatsgerichtshof hatte das Ausländerwahlrecht gekippt, aber das hieß automatisch, die Beiräte haben tatsächliche Entscheidungsrechte. Hätte das jemand angezweifelt, ein Sturm der Entrüstung wäre losgebrochen. Und, was offensichtlich entscheidend war, der Wahlkampf wäre zerbröselt. Wer denn anderes als das Parteivolk vor Ort hat den Kampf um die Stimmen geführt? Ohne die AktivistInnen im Beirätewahlkampf hätte so manche GroßkandidatIn den Tapeziertisch für die Infoblättchen höchstselbst aufbauen müßen. Und wer will das schon?

Viele haben sich in den letzten Monaten über die Beiräte geärgert, und oft zurecht. Im Übrigen auch über den Senat. Aber das kann doch wohl niemand bestreiten: Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn immer mehr nach oben verlagert wird, verliert die Politik die Bodenhaftung. Das sollte der Senat bedenken, wenn er plant, die paar Rechte der Beiräte zu schleifen, oder die Entscheidung so lange auszusetzen, bis die Beiräte von selbst das Handtuch werfen. Und an die nächst Wahl sollte er denken, rein tapeziertischmäßig! Nur so als Tip. Jochen Grabler