Politikfreie Kultur?

■ Keine Anti-Gewalt-Erziehung

Berlin. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin (parteilos) hat gestern im Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses eine „Instrumentalisierung der Kultur“ zur Anti-Gewalt-Erziehung der Jugend abgelehnt. Der Ausschuß hatte sich auf Antrag der CDU mit dem Thema „Gewalt in Berlin – kulturpolitische Herausforderung“ befaßt.

Der Senator verwies darauf, daß Kultur nur zu einer Erweiterung des Horizontes führen könne, wenn sie politisch frei sei. Eine Instrumentalisierung der Kultur habe aber „unter anderen barbarischen Vorzeichen zu schlimmen Ergebnissen“ geführt. Bei der Zurückdrängung des Rassismus sei in erster Linie die Erziehung der Jugend gefordert, betonte Roloff- Momin. Deshalb habe das Parlament auch das Sonderprogramm „Jugend mit Zukunft“ verabschiedet. Zudem liefen derzeit Gespräche mit Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) über eine Weiterführung von ABM-Projekten im Kulturbereich. Diese sollen nach der Kürzung der ABM-Gelder über große Trägervereine finanziert werden.

An die CDU appellierte der Senator, die von ihr geforderten Aktivitäten großer Bühnen in den Bezirken nicht zu überschätzen. Ein „Kultur-Zelt“ bringe keine Abhilfe für die unterentwickelte kulturelle Infrastruktur in den Bezirken. Die CDU hatte eine „aufsuchende Kulturarbeit“ in den Bezirken verlangt. Diese Idee bezeichnete die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Rusta, als „naiv“. Kultur müsse präventiv wirken. Nicht „aktionistische Programme“ müßten gestartet, sondern eine dauerhafte Kultur-Infrastruktur in den Bezirken etabliert werden. Werner Wiemann (FDP) erinnerte daran, daß in dem kulturell unterversorgten Hellersdorf vier von sieben Kultureinrichtungen das Aus drohe. Er setzte sich für ressortübergreifende kulturpolitische Zusammenarbeit der Senatsverwaltungen ein. ADN