: Black Out vor Helgoland
■ Frachter mit 1.000 t Heizöl trieb vor Helgoland herum / Nachmittags Entwarnung
Black Out vor Helgoland
Frachter mit 1.000 t Heizöl trieb vor Helgoland herum / Nachmittags Entwarnung
Gestern nachmittag vor der Helgoländer Küste ist es wieder passiert: Die Hudson-Bay, ein 20 Jahre alter Mehrzweck-Frachter, trieb gestern mittag bei Windstärke 7 vor der roten Sandsteinküste. Ein Maschinenschaden, ein sogenanntes „Black-Out“, sorgte dafür, daß das Schiff vollkommen aus dem Ruder lief. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) befürchtete, daß das Schiff vom Sturm auf die Küste getrieben und dort zerrieben würde.
Die Hudson-Bay, ein Frachter unter panamenischer Flagge hatte in Brunsbüttel 1.000 t Heizöl als Treibstoff geladen und war unterwegs nach Südafrika. Außer Ballast hatte das Schiff nichts geladen, die an Bord befindlichen Öltanks waren leer. Am Nachmittag gelang es der 50-köpfigen Besatzung, das Treiben des Havaristen zu stoppen: Nachdem der erste Anker nicht hielt, faßte endlich der 2. Anker Grund, die größte Gefahr war gebannt.
Wieder war ein Naturschutzgebiet bedroht: Das Schiff befand sich nach Augenzeugenberichten rund 800 Meter von der 60 Meter hohen westlichen Steilküste der roten Felseninsel entfernt im Naturschutzgebiet des Helgoländer Felssockels. Das ist das einzige Hummerschutzgebiet in der Deutschen Bucht, in dem bereits seit vielen Jahren ein absolutes Verkehrsverbot für Schiffe aller Art besteht. Das streng geschützte Seegebiet darf nur von Helgoländer Hummerfischern befahren werden Auf Helgoland überwintern zur Zeit zahlreiche Trottelummen, Eissturmvögel und diverse Seemöwen.
Der auf Helgoland stationierte Seenotrettungskreuzer „Vormann Steffen“, der Langeooger und der Cuxhavener Rettungskreuzer nahmen Kurs auf Helgoland, am späten nachmittag war die Gefahr abgewendet. Um 17.00 Uhr bemühte sich die Besatzung noch, den Maschinenschaden zu beheben. Von der DGzRS kam Entwarnung.
Nur Umwelt-ZynikerInnen bewahren noch Haltung: Jede Gefährdung der Umwelt durch Tankerunglücke bringt die PolitikerInnen den drängenden Entscheidungen näher. Für die parlamentarischen Bemühungen der niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefhahn (SPD) war die Bedrohung der Helgoländer Küsten Wasser auf die Mühlen: Sie will doppelte Schiffshüllen und Lotsenpflicht für Öltanker im deutschen Hoheitsbereich der Nord- und Ostsee mit Hilfe einer Bundesratsinitiative durchsetzen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ölkatastrophen vor Sumatra und den britischen Shetland Inseln müsse ein Fahrverbot für große Öltanker ohne ausreichendes Fachpersonal erlassen werden, teilte das Umweltministerium am Dienstag in Hannover mit.
Außerdem sollen Supertanker mit mehr als 100.000 Tonnen Ladung in Nord- und Ostsee sowie dem Mittelmeer nicht mehr fahren dürfen, regt die Ministerin an. Die Häfen der Europäischen Gemeinschaft (EG) sollten für „unsichere Öltanker“ gesperrt werden.
Der Niedersächsische Landesverband des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) hat unterdessen die EG aufgefordert, sich „umgehend dem amerikanischen Beispiel“ anzuschließen. Im Hoheitsgebiet der USA dürfen ab 1995 Tanker über 30.000 Tonnen nur verkehren, wenn sie eine doppelte Stahlhülle haben. Der NABU wies darauf hin, daß der Schiffsverkehr vor der deutschen Küste der dichteste der Welt ist und forderte unter anderem eine Größenbeschränkung für Tanker und „küstenferne Zwangsrouten“. ede/dpa
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