Gedrängel in der Kulturwüste

■ Wasser von unten, Angst vorm Feuer oben: Das KITO geht zuversichtlich ins vierte Jahr

Steht dem Kultur- und Veranstaltungszentrum KITO in Vegesack das Wasser bis zum Hals? Wenn es nach der Weser geht: ja. Gestern zog das KITO vor der Presse Jahresbilanz, kurz zuvor flutete der enthemmte Fluß die Kellerräume... Man hatte ja von auslaufenden ABM-Stellen gehört, von Finanzierungsproblemen staatlicherseits. Andererseits ist das KITO aus der Bremer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken (geschweige denn aus der Bremen-Norder Kulturwüste).

Erste Feststellung im Jahresrückblick: das KITO boomt. Es ist personell und räumlich an der Auslastungsgrenze. 160 Veranstaltungen 1992, davon 60 ausverkauft, 18.000 BesucherInnen, die 211.000 Mark mitbrachten: Das sind Aktivposten, an einen solchen Erfolg dachte bei der Gründung des KITO 1990 niemand. Unmittelbare Folge ist, daß bei größeren Veranstaltungen die Klos knapp werden. Und Claus Hößelbarth, der als Glasdesigner im KITO anfangen wollte und zum Manager avancierte, weiß manchmal nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er bekleidet nach wie vor die einzige feste Stelle im Hause.

Ohne daß das KITO sich speziell angestrengt hätte, ist das Kabarett im letzten Jahr zum Renner geworden. Mochte man vor wenigen Jahren kaum mehr hinhören, wenn jemand Kohl imitierte, zieht Kabarett heute Massen. Jedenfalls die Einheimischen: 80% des Publikums sind, ähnlich wie bei der Alten Musik, aus Bremen Nord. Umgekehrt beim vielgelobten Modern Jazz: Hier kommen nach Schätzungen von Hößelbarth bis zu 90% „aus der Stadt“.

Wenn jetzt die Glaswerkstatt anläuft, und wenn dann noch der Verkehrsverein aus dem Haus geht - dann hat das KITO endlich seinen Sollzustand erreicht. Nur müssen die Behörden mitspielen. 670.000 Mark braucht das KITO 1993, selber erwirtschaften will es 277.000 DM. Den Rest teilen sich Wirtschafts- und Kulturbehörde. Wie, ist noch unklar, ob, scheint sicher, wenn auch noch nichts unterschrieben ist.

1993 wird jedenfalls wieder viel Kabarett geboten, gern auch von der deftigeren Art (Februar: Pachl und Rating sowie Beltz), Jazz, Flamenco, Klezmer und ein Japan- Special unter dem ehrenwerten Titel „Japan verstehen“ (Musik, Film, Kunsthandwerk, Essen, Teezeremonie, Japanische Identität, Japanische Medien - mit Japan-tazler-Georg Blume). Am 21.3. wird das Glasstudio eingerichtet.

Weniger als im Glashaus mit Steinen werfen darf man im KITO bei Veranstaltungen auf dem Dachboden Funken schlagen. Die Vielen bekannte Angst bei dem Gedanken an Feuer beschleicht bisweilen selbst die Betreiber. Abhilfe soll jetzt eine Außentreppe mit Behinderten-Aufzug schaffen. Ein zweite Treppe hätte zudem den erfreulichen Nebeneffekt, daß mehr als die feuerpolizeilich erlaubten 199 ZuschauerInnen kommen dürften. Bus