Polizei: Bremer Kids außer Kontrolle

■ Neue Qualität der Jugendkriminalität: 14- bis 20jährige zunehmend gewaltbereit

Die Bremer Polizei schlägt Alarm. Die Jugendkriminalität steigt, kriminelle Kids im Alter zwischen 14 und 20 Jahren werden immer brutaler. In Huchting ermittelte die Kripo gegen 20 Jugendliche. Ihnen werden insgesamt gut 100 Straftaten in den letzten Monaten vorgeworfen. Dazu gehören: Autodiebstähle, Einbrüche, Raubüberfälle. „Wenn ein 15jähriger Junge einer 53jährigen Taxifahrerin Gas in die Augen sprüht und sie anschließend ausraubt, da kann man schon von einer neuen Qualität der Gewalt sprechen“, erklärte gestern Thorsten Möller, beim 33. Kommissariat zuständig für Raub. Insgesamt vier Raubüberfälle auf TaxifahrerInnen zwischen Dezember und Januar sollen die Jugendlichen begangen haben.

Haftbefehle gegen Jugendliche als allerletzte Maßnahme

Von einer Jugendbande mochte Kriminalhauptkommissar Peter Terstieg gestern nicht sprechen. Die Jugendlichen träfen sich in lockeren Zusammenhängen auf der Straße und begingen dann ihre Taten „aus Lust“. „Dabei haben wir beobachtet, daß die kriminelle Energie der Jugendlichen steigt“, sagte Tersteig. Bei den 20 Jugendlichen in Huchting fand die Polizei Gaspistolen, Messer und sogar eine Machete. Sie kommen aus „zerrütteten Elternhäusern, haben keinen Schulabschluzß und keine Arbeit, sind teilweise drogenabhängig“.

Seit Sommer hat die Polizei im Stadtteil einen rapiden Ansteig der Kriminalität registriert. Während die „normale“ Rate von Autodiebstählen bei 74 Fällen (!) pro Monat lag, stieg sie nach Angaben Terstiegs bis auf 147 Fälle pro Monat an. Die Polizei begann darauf mit gezielten Ermittlungen.

Gegen vier Jugendliche sind jetzt Haftbefehle erlassen worden. „Eine andere Maßnahme wirkt einfach nicht mehr“, sagt Kripo- Mann Johannes Gerken.“Jugendarbeit findet im Stadtteil nicht statt“, ergänzt Terstieg. Die Eltern hätten ihre Kinder teilweise aufgegeben. „Wenn die Jugendlichen ihre Haft um haben, geht das ganze von vorne los“, mutmaßt Terstieg. Unter den 20 Jugendlichen hat die Polizei drei ausgemacht, denen allein 97 Autoaufbrüche vorgeworfen werden. „Die holen sich die Autos, fahren sie zu Schrott, in einer Nacht bis zu vier Autos.“ Ralleys auf der Autobahn, Alkohol am Steuer, Fahren ohne Führerschein: „Dadurch werden auch unbeteiligte Dritte erheblich gefährdet.“ Unter anderem sollen die Jugendlichen auch Einbrüche in zwei Schulen verübt haben, bei denen ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe entstand.

Ein „überwiegender Teil“ der Jugendlichen gehört zu einem Kreis, der 1991 in Zusammenhang mit Jugendkriminalität aktenkudig geworden ist. Damals ging die Polizei von etwa 200 Straftaten aus, die die Jugendlichen begangen haben sollen.

mad