UNO verkleinert Stab in Angola

■ Friedensgespräche beginnen heute in Addis Abeba

Johannesburg (taz) – Die UNO wird die Zahl ihrer in Angola stationierten rund 800 Vertreter drastisch verringern. Lediglich ein kleiner, etwa 60 Mitarbeiter umfassender Stab wird bis Ende April in Luanda bleiben. Sollten bis dahin keine Anzeichen für einen Waffenstillstand oder Frieden vorhanden sein, wird die UNO auch die letzten Vertreter abziehen. Seit dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs Anfang Januar dürften Zehntausende von Menschen umgekommen sein. Die Entscheidung in New York fiel am gleichen Tag, an dem die rechtsgerichtete Rebellenbewegung Unita nach einwöchiger Verzögerung doch noch ihre Einwilligung zu Gesprächen über eine Feuerpause in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba erklärte. Wie UNO-Sprecher Scott Bowden gestern in Luanda mitteilte, sollen die Friedensgespräche zwischen der angolanischen Regierung und der Unita heute in Addis Abeba beginnen. Gleichzeitig gab die Regierung in Washington bekannt, die USA hätten die Absicht, 17 Jahre nach der Unabhängigkeit Angolas das Land diplomatisch anzuerkennen.

UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali reagierte mit dem Beschluß vom Wochenende nicht nur auf die zunehmende Frustration über die blockierten Friedensbemühungen in Angola. Offensichtlich soll Druck auf Regierung und Unita ausgeübt werden, den Bürgerkrieg zu beenden. Zudem bekam die UNO jüngst immer stärker die Ablehnung seitens der Unita zu spüren. UN-Vertreter wurden vor ihrer Evakuierung aus der Region um die Stadt Huambo angegriffen und verprügelt. Die Rebellen behaupten, es habe sich dabei um spontane Aktionen der Bevölkerung gehandelt. Die UNO aber ist davon überzeugt, daß Guerilleros für den Einsatz als Schlägertruppen kurzerhand in Zivilkleidung gesteckt wurden. In einem Bericht beschuldigt die UNO die Regierung allerdings der gleichen Taktik.

Gleichzeitig aber sind zahlreiche Regierungen zunehmend unwillens, sich um die verfahrene Lage in dem afrikanischen Staat zu kümmern. Diese Befürchtung hat auch Vincent Nicod vom Internationalen Roten Kreuz in Luanda: „Unsere Geldgeber können das Wort Angola nicht mehr hören. Aber wir müssen, sobald die Lage es erlaubt, stärker einsteigen als zuvor.“ Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) zog Mitte Januar alle Mitarbeiter aus den Provinzen Angolas in die Hauptstadt ab.

Die heftigen Kämpfe verursachen vor allem viele Verluste unter der Zivilbevölkerung. Isabelle Butticaz, die bis vor zehn Tagen in der Stadt Huambo im zentralen Hochland Angolas stationiert war: „Es gibt keine Medikamente mehr, die Ärzte können kaum noch etwas tun.“ In Luena, der Hauptstadt der Ostprovinz Moxico, liegen Verletzte auf der Landebahn des Flughafens – in der Hoffnung, von einem Flugzeug evakuiert zu werden. Die Stadt wird seit zehn Tagen mit schwerer Artillerie von Kämpfern der Unita beschossen. Medikamente gibt es nicht mehr, Hunderte von Verletzten wanken mit blutdurchtränkten Verbänden durch die zerstörte Stadt. Die Ärzte des Krankenhauses sind längst geflohen. Auch das „World Food Programm“ kann nach Aussagen seiner Sprecherin Mercedes Sayaguez immer weniger Städte anfliegen, um Nahrungsmittel abzuladen. Willi Germund