Falsche Spur nach links?

■ „RIM“ als Absender der Briefbombe

Berlin (taz) – Die Untersuchung der Paketbombe, mit der am Freitag die 24jährige, links-autonome Antifaschistin Kerstin Winter ermordet wurde, sorgt für neue Spekulationen. Als Absender konnte der Name „Mord Rim“ in der nicht existenten Silberstraße 100 rekonstruiert werden. „RIM“, so mutmaßt das Landeskriminalamt (LKA), könnte für „Revolutionary International Movement“ stehen, eine für ihre politische Radikalität bekannte, maoistisch orientierte Gruppierung. Ob ihres Dogmatismus liegt die RIM traditionell heftig im Clinch mit der links-autonomen Szene. Ein Streit, der sich, abgesehen von gelegentlichen Handgreiflichkeiten während Demonstrationen, auf verbaler Ebene abspielt. „Ein derartiger Anschlag gegen die Autonomen ist völlig undenkbar, total abstrus“, erklärte ein Mitglied der RIM am Montag in Berlin. Zudem ist die RIM in Freiburg praktisch nicht existent. Anders in Berlin: Dort zählt sich die Türische Kommunistische Partei/Marxisten-Leninisten dazu. Das wiederum führte bei den Freiburger Autonomen zu Spekulationen, die Spur der Täter könnte in die Türkei führen. Dort wurde vor wenigen Tagen der Freiburger Mitarbeiter von Radio Dreyeckland, Stephan Waldberg, zu 45 Monaten Haft verurteilt. Ihm wird vorgeworfen, der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK als Kurier gedient zu haben. Eine nähere Verbindung zwischen Waldberg und der nur sporadisch für Radio Dreyeckland tätigen Kerstin Winter ist nicht bekannt. Das LKA rechnet damit, daß der Absender auf eine falsche Fährte führen soll, und ermittelt weiterhin in rechtsradikale Richtungen. Warum allerdings weder die Obduktion der Leiche noch die genaue Untersuchung des Explosionspaketes abgeschlossen sind, bleibt unverständlich. miß