Unterm Strich

Wir vermelden, freudigst aufgebracht, aus Saarbrücken vom Max-Ophüls-Festival: Dem jungen deutschen Nachwuchsfilm geht's Danke, sogar so Danke, daß man nicht nur ältere Herren vor Spiegeln rumlümmeln sieht, sondern real existierende Kinder und Jugendliche, die sich tummeln, daß es eine Art hat. Da wären zu nennen Lars Beckers „Schattenboxer“, eine ziemlich schmissige Angelegenheit im Stile von Don „Gott hab ihn selig“ Siegels 60er-Jahre-Gangsterfilmen. „Kickboxen ist eine Kunstform wie Tanzen“ erklärt ein Autodieb dem anderen, und prompt landen sie im wüstesten Gerangel mit den ihrerseits rauschgiftschmuggelnden Herren von der Polizei.

Den Preis des Herrn Ministerpräsidenten Oskar „Rotlicht“ Lafontaine erhielt Hans-Erich Viets erster Spielfilm „Frankie, Jonnie und die anderen“, eine lakonische Ostfriesland-Ballade, die zwischen Jarmuschs „Stranger than Paradise“ und Detlef Bucks „Karniggels“ hin- und heroszilliert. Sie merken schon, daß im neuen deutschen Film scharf geschossen wird; man entdeckt die olle Bundesrepublik als Landschaft für fatale Räuber-und-Gendarm-Spektakel mit fatalem Ausgang.

„Kinderspiele“ von Wolfgang Becker lief in einer Reihe mit dem mutwilligen Titel „Perspektiven“ und malte einen Kinderalptraum aus den 50er Jahren aus. In derselben Reihe war Andrea Gschwendtners „Der Menschenforscher“, ein Porträt des Reisenden, Sammlers, Fotografen und Ethnologen Rudolf Pöch, der 1908 in Afrika den Tonfilm mit erfunden hat, ohne es selbst zu wissen. Der Max-Ophüls-Preis schließlich ging an „Hochzäitsnuecht“ des Luxemburgers Pol Cruchten, ebenfalls eine nächtliche Odyssee jugendlicher Ratloser durch ein grell-farbenes Ödland. Oh je.

Von sich abgewendet hat der finnische Regisseur Aki „Rotnas“ Kaurismäki das Damoklesschwert einer Verurteilung wegen Plagiats. Ein Berliner Filmautor hatte behauptet, daß in Kaurismäkis Film „I Hired a Contract Killer“ wesentliche Ideen und Plots aus seinem Drehbuch abgekupfert sind. Die Richter befanden, dem sei nicht so, und ließen's dabei bewenden.

Unter dem Titel „Neue Filme aus China“ zeigt das Forum des Jungen Films bei den Berliner Filmfestspielen fünf Spielfilme aus der Volksrepublik, darunter so martialische Titel wie „Blutiger Morgen“. Die Chose verspricht interessant zu werden.

Hans W. „Schütter“ Geissendörfer verfilmt den Roman „Justiz“ von Friedrich Dürrenmatt. In den Hauptrollen sind zu sehen Herr Maximilian „Altgardist“ Schell und Anna „Neugardist“ Thalbach.

Aufs Haupt kommt die Mailänder Staatsanwaltschaft dem Starregisseur Georgio „Mitnehmeffekt“ Strehler, der im ungünstigen Licht steht, als Leiter des Mailänder Piccolo Teatro über 700 Millionen Lire – wie soll ich sagen – mitgehen heißen lassen zu haben gehabt haben.