Egberts Traum geplatzt

■ Kleingarten-Bebauung: Bürgerschaft schiebt Kossaks Visionen auf die lange Gutachter-Bank

: Bürgerschaft schiebt Kossaks Visionen auf die lange Gutachter-Bank

Es wird erstmal nichts aus dem Traum des Egbert Kossak. Hamburgs Oberbaudirektor würde der Wohnungsnot in der Hansestadt gerne mit der Bebauung ausgewählter Kleingartenanlagen entgegentreten. Pustekuchen. Die Bürgerschaft schob die in der Gartenzwerg-Fraktion aller Parteien nicht gerade beliebten Kossak-Visionen gestern erst einmal auf die lange Gutachten-Bank.

Die Umweltbehörde soll ein entsprechendes Papier erstellen und muß sich dabei noch nicht mal beeilen. Anfang 1994 soll das Gutachten vorgelegt werden, in dem zunächst die Rolle der Kleingärten im Freizeitverhalten der Hamburger Bürger und der Freiraum für möglichen Geschoßwohnungsbau ermittelt werden. Auf Basis des Gutachtens soll dann die zukünftige Kleingartenversorgung in Hamburg festgelegt werden. Damit die Kleingärtner nicht vor den Bürgerschaftswahlen verschreckt werden, dürfte das erst nach Mitte 1995 passieren. Auch eine Expertise des Deutschen Städtetages über die ökologische Bedeutung der Kleingärten soll in das Hamburger Papier einfließen.

Ein bißchen Vorwahlkampf um Kleingärtnerstimmen gab's gestern schon. Die regierende SPD sagte in der Bürgerschaftsdebatte, daß nach ihrem Willen wohnortnahe Kleingartenanlagen gesichert werden sollen. Auch die CDU sprach sich dagegen aus, die fast 2000 Hektar große Fläche aller Hamburger Kleingärten in weiten Teilen dem Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen.

Für die FDP verlangte Ex-Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs, die niedrigen Pachtsätze für Kleingärten deutlich zu erhöhen, die auch dann nur maximal 600 Mark betragen würden. Als Einfamilienhausgebiete genutzte Kleingartenanlagen sollten eventuell in Dauerwohnanlagen umgewandelt werden. Dann könnten bisherige Erstwohnungen der Parzelleninhaber geräumt und an Wohnungssuchende neu vermietet werden.

Martin Schmidt von der GAL hob die Bedeutung der Kleingärten für das städtische Leben in Hamburg hervor. „Es ist aber so, daß nicht alle Kleingärten an der richtigen Stelle stehen.“ Häufig seien sie nur als Puffer zwischen großen Straßen und Wohngebieten eingesetzt worden. Mit einem Rückbau der Straßen könne die Aufgabe der Kleingärten neu definiert werden. taz