Charité: Lähmender Zusammenschluß

Berlin. Durch den geplanten Zusammenschluß der Universitätsklinika Rudolf Virchow und Charité unter dem Dach der Humboldt-Universität werden Lehre und Forschung beider Einrichtungen über lange Zeit gestört sein. Diese Befürchtung hat der Klinikumsvorstand der Charité geäußert. Der Vorstand wies darauf hin, daß die Empfehlungen einen Abbau von „wesentlichen Schwerpunkten in Forschung, Lehre und Krankenhausversorgung“ der Charité vorsehen. So sollen fast alle Spezialgebiete der Krankenversorgung in den Westen Berlins verlagert werden. Zudem würde die Neugestaltung der Klinik durch den geplanten Berufungsstopp „empfindlich gestört“. Senat und Abgeordnetenhaus werden aufgefordert, die „strukturelle und personelle Erneuerung der Charité nicht behindern zu lassen“. Durch die „nicht nachvollziehbare Zusammenstreichung der klinisch- theoretischen Institute“ hat aus Sicht des Klinikumsvorstandes keine der verbleibenden hochschulmedizinischen Einrichtungen die Möglichkeit, eine moderne breitangelegte Forschung oder kostengünstige Lehre und Krankenversorgung zu realisieren. Die Empfehlungen der von Wissenschaftssenator Erhardt eingesetzten Kommission sehen vor, die Universitätsklinika Charité und Rudolf Virchow (UKRV) bei Wahrung ihrer Eigenständigkeit unter dem Dach der Humboldt- Universität zu einer Fakultät zusammenzuführen. Verbunden damit ist eine Neuverteilung der Gebiete und Lehrstühle. Das Universitätsklinikum Steglitz soll als eigenständige Fakultät an der FU verbleiben. Weitere Kernaussagen sind die Integration der vorklinischen Fächer in die Uniklinika sowie die Beibehaltung nur einer Zahnklinik pro Fakultät. Dabei soll die Zahnmedizin der Humboldt-Uni in der Charité angesiedelt werden. Außerdem befürwortete das Gremium die vom Senat beschlossene Verringerung der Studienanfängerplätze in der Humanmedizin von derzeit 1.050 auf 600 pro Jahr und in der Zahnmedizin von 265 auf 120. Den vom Senat geforderten „Einspareffekt“ sieht Kommissions-Vorsitzender Prof. Peter C. Scriba in dem arbeitsteiligen Verbundsystem. Das bedeute, daß zwar jedes Klinikum eine Reihe von Kernfächern anbietet, aber nicht in voller Breite. Bestimmte Schwerpunktfächer soll jede Fakultät nur einmal vertreten. So sehen die Vorschläge der Kommission für die Verteilung der Gebiete für die neue Humboldtsche Fakultät vor, daß Rheumatologie, Infektionsmedizin, Psychiatrie und Orthopädie an der Charité verbleiben, während sich das UKRV auf Urologie, Geriatrie, Nierentransplantation und Onkologie spezialisiert. Herztransplantationen sollen nur noch vom Herzzentrum vorgenommen werden.