Einheitliche Front!

■ Hindenburg-Kundgebung der nationalen Verbände

Die Anhänger der nationalen Konzentration, der Stahlhelm, B.d.F., die SA-und die SS-Abteilung der NSDAP und die Gefolgschaft Ehrhardt hatten sich am Mittwoch Abend (den 1.2.1933 — d.Red.) in voller Einmütigkeit zusammengefunden, um durch einen Fackelzug dem Reichspräsidenten den Dank und die Verehrung des nationalen Bremen zu Bekunden (...) Der Stahlhelm hatte sich mit etwa 1.000 Teilnehmern hinter dem Völkermuseum am Bahnhof aufgestellt, von wo er mit klingendem Spiel durch die Georgstraße zum Sammelpunkt zog. Die Sturmabteilungen der NSDAP hatten in der Humboldtstraße mit der Spitze am Dobben mit etwa 2.500 Mann Aufstellung genommen. Hinter ihnen standen die etwa 300 Teilnehmer der Gefolgschaft Ehrhardt (...) Die Bürgersteige waren dicht besetzt von Zuschauern und die Polizei konnte kaum den Andrang der Massen an den Straßenkreuzungen zurückhalten.(...) Provozierende Anrufe, die mitunter aus den Reihen der Zuschauer fielen, wurden ignoriert. Mustergültig sorgte die Polizei dafür, daß durch den Aufmarsch der Straßenbahn- und Passantenverkehr nicht unterbunden wurde. Ein schönes Bild bot sich dem Beschauer, als die unzähligen Fackeln die Anhöhe um das Kriegerdenkmal umsäumten. Zahlreiche Fahnen wehten im Flackerschein des Fackellichts und lautlose Stille herrschte als der stellvertretende Gauführer des Stahlhelm Major a.D. Palm an die Umzugsteilnehmer das Wort richtete: Endlich ist der langersehnte Tag angebrochen, nach dem wir alten Frontsoldaten und nach dem sich unsere Jugend nach langen Jahren, seit dem schwarzen 9. November 1918, sehnte und für den wir gekämpft haben, (...) der Tag, der hoffentlich der Anfang ist einer neuen Zeit(...)

Das, was jetzt erreicht worden ist, ist ein Sieg. Aber dieser Sieg muß noch ausgebaut werden. Wir Frontsoldaten und unsere Jugend werden unser Bestes tun, gemeinsam mit den anderen Gruppen das neue Vaterland zu bauen. Wir Frontsoldaten werden mit der ganzen Zähigkeit, zu der uns der Weltkrieg gehämmert hat, die noch vor uns liegenden, gewaltigen Schwierigkeiten meistern. Deshalb danken wir unserem Feldmarschall und Reichspräsidenten, daß er den ersten Bundesführer des Stahlhelm, unsern Kameraden Franz Seldte, vertrauensvoll in die wichtige Stellung des Reicharbeitsministers berufen hat (...) Der Redner schloß mit einem dreifachen Front Heil! auf das Vaterland, den Feldmarschall und die Führer. Es folgte der gemeinschaftliche Gesang des Liedes „O Deutschland, hoch in Ehren“.

Dann nahm Konsul Bernhard das Wort: Zwiespalt, Unfrieden zu säen und zu schüren waren das Mittel, mit dem uns unsere inneren und äußeren Feinde machtlos machten, — eingedenk der bitteren Wahrheit, daß der Deutsche nur durch Deutsche zu bezwingen ist! Diese Krankheit zu heilen, alle echten deutschen Menschen zu einer eng verbundenen Volksgemeinschaft zusammenzuschließen, war die Aufgabe der Männer, die die wahren Ursachen all des Elends, was über uns gekommen ist, richtig erkannten. 14 Jahre unermüdlichen Ringens hat es bedurft, um einen 30. Januar 1933 möglich zu machen. Daß dieser 30. Januar eine Erfüllung des heißen Sehnens des besten Teiles unseres Volkes brachte, beweist wohl die Woge der Begeisterung, die in diesen Tagen über ganz Deutschland hinwegbraust.

(...)Wohl jeder hat erwartet, daß diese Kundgebung auf dem historischen Domshof, im Angesicht unseres alten ehrwürdigen Doms, im Angesicht des Standbildes des ersten Reichskanzlers des Deutschen Volkes, ausklingen würde, genauso wie in der Reichshauptstadt der spontan aus dem Boden gestampfte Zug der Deutschen Freiheitskämpfer durch das historische Brandenburger Tor dahinzog. — Der Bremer Senat hat uns die Erlaubnis hierzu nicht erteilt. Uns Kämpfer mahnt dieser Platz am Denkmal unserer im Kampf für die Freiheit und Ehre des Vaterlandes gefallenen Väter und Vorväter daran, daß wir wohl einen Sieg errungen haben, das Ringen um die deutsche Volksseele aber unerschütterlich weitergeführt werden muß (...) Im Anschluß wurde das Horst- Wessel-Lied gesungen, worauf Kreisleiter Bernhard zu einem Hoch auf das Vaterland aufforderte, dem sich das Deutschlandlied anschloß: Deutschland, Deutschland über alles, und im Unglück nun erst recht! Zapfenstreich und Gebet beendeten die eindrucksvolle Kundgebung(...)

Die Kommunisten hatten am Nachmittag zu Gegenkundgebungen aufgerufen, konnten jedoch, wo sie sich störend bemerkbar machten, von der Polizei sofort zerstreut werden. Mehrere Personen wurden sistiert. („Bremer Nachrichten“ vom 2.2.1933)