EG als Bauernkiller?

■ betr.: "Ost-Bauern sind besser gerüstet für Europa", taz vom 22.1.93

betr.: „Ost-Bauern sind besser gerüstet für Europa“,

taz vom 22.1.93

Pünktlich zur Grünen Woche als auch in der taz der nette Totschlagsatz, „die sogenannte ,gemeinsame Agrarpolitik‘ der EG sorgt seit 30 Jahren mit hochsubventionierten Garantiepreisen dafür, daß auch in Deutschland immer weniger Bauern auf immer größeren Höfen immer besser überleben“, und das alles natürlich der chemischen Industrie zuliebe, damit auch ja alle Feinde beisammen sind.

Was daran stört, ist nicht die Entwicklung, die festgestellt wird. Das weiß mittlerweile jedeR. Indes der Ursachenkomplex entspricht mehr einem dümmlichen Klischee als einer Analyse.

1.sind die (ach so hochsubventionierten) Erzeugerpreise, verglichen mit dem sonstigen Preisniveau, ständig gefallen, was die Hauptursache für den Zwang zu „immer mehr, immer intensiver, immer größere Einheiten“ ausmacht, an dem die Existenz der Betriebe hängt. Diese Entwicklung hat die EG sicher nicht gestoppt, allerdings auch nicht verursacht, sie ist der Marktwirtschaft inhärent.

2.sind Kühe in Kleinbetrieben in Anbindestställen nicht unbedingt glücklicher als in Großbetrieben im Laufstall, da es nicht ihr zentraler Lebensinhalt ist, vom Bauern getätschelt zu werden. Gleichwohl gibt es auch ohne Euren Dünnsinn genügend Argumente für den Erhalt der kleinen Betriebe, denn mit ihnen werden vielerorts intakte Sozialstrukturen zerstört, die dann unter großem Brimborium von irgendwelchen akademischen Hobbylandmenschen scheinbar rekultiviert werden. Das Leben der Bauern ist immer weit weniger romantisch gewesen, als es die Spielzeugabteilungen der Kaufhäuser suggerieren. Jetzt wird den Leuten das psychosoziale Netz zerfetzt, das ihnen dieses Leben erträglich machte. B.-A.Tenhagen, Hannover