Genfer Verhandlungen gehen zu Ende

■ Südkroatischer Staudamm Peruča droht einzubrechen

Genf/Zadar (taz) – Der südkroatische Staudamm von Peruča droht einzubrechen. Nachdem die rund 60 Meter hohe und 450 Meter breite Staumauer am Donnerstag bei seiner „Eroberung“ durch die kroatischen Truppen von serbischen Minen schwer beschädigt worden war, bereiten die kroatischen Behörden nun die Evakuierung der von den Wassermassen bedrohten Ortschaften vor.

In Genf gehen am heutigen Samstag die fünfmonatigen zähen Verhandlungen über eine Friedenslösung für Bosnien- Herzegowina zu Ende. Die beiden Konferenzvorsitzenden Cyrus Vance und David Owen werden den Führern der drei bosnischen Kriegsparteien ein aus neun Verfassungprinzipien, einer Waffenstillstandsvereinbarung und einer Karte mit Provinzgrenzen bestehendes Abkommen mit der Aufforderung vorlegen, hierzu eindeutig „Ja“ oder „Nein“ zu sagen. Welche Reaktionen auch immer sie erhalten werden: am Montag reisen Vance und Owen nach New York beziehungsweise Brüssel, um das Abkommen ihren Auftragsgebern, dem UNO-Sicherheitsrat und den EG- Außenministern vorzulegen. Dabei wollen sie nach Auskunft von Owen auch Empfehlungen abgeben für Sanktionen gegen diejenige(n) Seite(n), die heute morgen in Genf „Nein“ sagt(en).

Bis gestern nachmittag sah es so aus, als müßten die Konferenzvorsitzenden mit einer Ablehnung sowohl des muslimischen Präsidenten Izetbegović als auch von Serbenchef Karadžić rechnen. Beide hatten bis zuletzt die von Vance und Owen am 2.Januar vorgeschlagenen Grenzen für die 10 ethnischen Provinzen Bosnien-Herzegowinas abgelehnt. Über keine der zahlreichen, sich widersprechenden Wünsche beider Seiten nach Veränderungen der Grenzen konnte der von Vance und Owen verlangte Konsens erzielt werden. Öffentliche Erklärungen Karadžićs vom Donnerstag, wonach seine Delegation „80 Prozent“ des Kartenentwurfs der beiden Vorsitzenden zugestimmt habe, und seine Unterschrift unter das gesamte Abkommen heute wahrscheinlich sei, wiesen die an den Verhandlungen direkt beteiligten Mitarbeiter von Vance und Owen gegenüber der taz als „reine Propaganda“ zurück. azu Seite 9