Frauensolidarität

■ betr.: "Frauenkongreß in Zagreb umstritten", taz vom 21.1.93

betr.: „Frauenkongreß in Zagreb umstritten“, taz vom 25.1.93

Wenn der Artikel von Karin Flothmann ein Vorgeschmack auf die Perspektive zukünftiger Frauensolidarität war, dann ist es um diese wohl noch weitaus schlechter bestellt als um den geplanten Solidaritätskongreß in Zagreb.

Als Teilnehmerin der Vorbereitungstagung in Hannover muß ich leider feststellen, daß sie in ihrem Artikel dem – natürlich stets präsenten – Nationalitätenkonflikt der Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien einen weitaus größeren Stellenwert beimißt als dem eigentlichen Thema der Tagung, nämlich: tätig zu werden gegen die Vergewaltigungen aller betroffenen Frauen, durchgeführt von Männern aller Parteien.

Gerade dieses wurde von den Veranstalterinnen immer wieder deutlich gemacht.

In der Tat war es schwer, diese frauenspezifische Problematik – die jedoch als minimalster Konsens aller Teilnehmerinnen vorausgesetzt werden sollte – abgetrennt vom Nationalitätenkonflikt, wozu auch die generelle Infragestellung Zagrebs als Veranstaltungsort gehört, zu diskutieren. Es wird jedoch den immensen Bemühungen aller Beteiligten keinesfalls gerecht, den gesamten Tagungsablauf auf die einseitige Verhaltensdarstellung einer der Initiatorinnen zu reduzieren.

Erwähnenswerter als aus dem Zusammenhang gerissene Halbsatz-Zitate von Lea Rosh wäre hier wohl die Tatsache, daß zum Beispiel die kontroversen Diskussionen am Ende der Veranstaltung in die Gründung einer weiteren Initiative mündeten, mit dem Ziel, einen Frauenkongreß im März in Amsterdam zu organisieren. [...] Friesa Fastie, Verein zur Ent-

wicklung neuer Lebensqualitä-

ten für Frauen e.V., Berlin

betr.: „Internationale Frauen-Solidarität“, taz vom 29.1.93

Bislang hatten wir eine aufklärerische und aufklärende Presse, die die Problematik der Flüchtlinge und vergewaltigten Frauen in Bosnien-Herzegowina deutscher Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Europa, Deutschland, Politiker, Intellektuelle und jetzt endlich die Frauen können natürlich nicht sagen: „Ich habe nicht gewußt“. Heute ist das Problem vielmehr, daß zu viele Informationen vorhanden sind und „ich weiß nicht, was damit anzufangen..“

Und in diesen Sumpf setzte sich die Frauen-Promi-Parade von Lea Rosh und will so nah wie möglich an die Orte des Geschehens. Laut taz: „Wir wollen auf unserer Veranstaltung in Zagreb keine Schuld zuweisen, das ist Sache eines Internationalen Gerichtshofes. Wir wollen klarstellen, daß die Vergewaltigungen ein inhumanes Instrument der Kriegsführung sind.“ Stellen Sie sich vor, einen europäischen Politiker 1943, der in Kopenhagen möglichst nah am Ort des Verbrechens in Auschwitz folgendes zu verlautbaren hat: „Wir wollen auf unserer Veranstaltung in Kopenhagen keine Schuld zuweisen, das ist Sache eines Internationalen Gerichtshofes. Wir wollen klarstellen, daß die Vergasung ein inhumanes Instrument der Kriegsführung ist.“

Die betroffenen und helfenden Frauen in Kroatien und Bosnien- Herzegowina werden nicht gefragt. Ihre Meinung interessiert niemanden. [...] Mischa Ivsic, Hamburg