Das heißeste aller Finals

■ Jim Courier gewinnt gegen Stefan Edberg wieder die Australian Open und springt wieder in den Fluß

Melbourne (taz) – Auch Stefan Edberg konnte Jim Courier nicht stoppen, ihm nur als einziger Teilnehmer der Oz Open einen Satz abnehmen. 6:2, 6:1, 2:6, 7:5 siegte der Kappen-Ami im heißesten Grand-Slam-Endspiel seit Erfindung des Thermometers. 38 Grad im Schatten fühlten sich fast schon frostig an – gegenüber den gut 50 Grad in der Sonne und satten 65 auf dem Platzbelag. Der schmolz überraschend nicht, nur Courier war, trotz Sunblocker Faktor 25, hernach erschreckend gerötet.

„Es war einfach brutal“, sagte Edberg, der anfing wie ein Anfänger, „die ersten beiden Sätze habe ich gedacht, was machst du eigentlich da unten außer schwitzen.“ Am Morgen hatte der Schwede sich „mit Flüssigkeit abgefüllt, soviel nur eben ging“ – erfolglos. Erst als ein paar Liter weggedunstet waren, spielte er ab Satz 3 offensiver, aber da war es zu spät und sein sechster Versuch, im Flinders Park zu gewinnen, gescheitert. Edberg nie Sieger auf Aussie-Kunststoff, Lendl auf Wimbledons Rasen stets ausgerutscht, Becker kann es auf Pariser Asche nicht – gibt gemeine Gesetze im Herrentennis.

Couriers Siegersprung in den Yarra-River („Es war wunderbar erfrischend, auch wenn ich jetzt weiß, daß er zu den etwa 18 dreckigsten Flüssen der Welt gehört.“), hat mittlerweile schon Tradition. Der Ami, der wie die Karikatur eines tumben Truckers aus dem Mittelwesten wirkt, ist in Wahrheit ein überaus witziger Mensch. Er scherzt sich durch alle Pressekonferenzen, hat auch auf die dümmsten Fragen noch eine intelligente Antwort. Courier würde jedenfalls auch nach einer Dreisatzniederlage gegen einen Qualifikanten nicht so unerträglich und beleidigt reagieren, wie jene junge Dame, die in Deutschland nach wie vor als Tennis-Gräfin gefeiert wird. Steffi Graf, nach ihrem verdienten 6:4, 3:6 und 2:6 gegen Monica Seles, das war jenseits allen guten Geschmacks: Mürrisch und abweisend, zeigte sie nachdrücklich, wie aus einer früher einmal guten Siegerin eine schlechte Verliererin werden kann. Bernd Müllender

Männer-Einzel: Jim Courier (USA) - (Schweden) 6:2, 6:1, 2:6, 7:5; Frauen-Einzel: Monica Seles (Jugoslawien) - Steffi Graf (Brühl) 4:6, 6:3, 6:2; Männer-Doppel: Danie Visser/Laurie Warder (Südafrika/Australien) - John Fitzgerald/Anders Jarryd (Australien/Schweden) 6:4, 6:3, 6:4; Frauen-Doppel: Gigi Fernandez/ Natalia Zwerewa (USA/Weißrußland) - Pam Shriver/Elisabeth Smylie (USA/Australien) 6:4, 6:3; Mixed: Arantxa Sanchez-Vicario/ Todd Woodbridge (Spanien/Australien) - Zina Garrison/Rick Leach (USA) 7:5, 6:4; Junioren-Einzel: James Baily (Großbritannien) - Steven Downs (Neuseeland) 6:3, 6:2; Juniorinnen-Einzel: Heike Rusch (Ravensburg) - Andrea Glass (Darmstadt) 6:1, 6:2

Final-Spiele der Australian Open: