Von Diseusen und Clowneusen

Im Audimax wurde eine Ausstellung zur Geschichte der  ■ Frau im Kabarett eröffnet

In den Gründerzeiten des deutschen Kabaretts waren die Sängerinnen Diseusen. Zu den ersten gehörten Marya Delvard, Olga Wohlbrück, Rosa Valetti und Trude Hesterberg. In der Unterhaltungsszene der Jahrhundertwende und den 20er Jahren waren sie Stars, aber das war einmal. Denn Bühnenruhm ist vergänglich.

Auf den Spuren von Chansonetten, Diseusen, Clowninnen und Satirikerinnen wandelt jetzt die Ausstellung Frau im Kabarett 1901 bis 1993, die seit gestern im Foyer des Audimax zu sehen ist. Studentinnen des Literaturwissenschaftlichen Seminars der Uni Hamburg haben sie ins Leben gerufen, nachdem sie im letzten Wintersemester ihre Re-

cherchen zum Thema begonnen hatten. Auf bunten Stellwänden präsentiert die Ausstellung zehn Tage lang Fotografien, Rezensionen und Programmheftseiten aus allen Etappen der Kabarettgeschichte — mit Blick auf die Frauen des Genres.

Denn, so die Veranstalterinnen: „Es gab sie schon immer – die Frauen im Kabarett. Von den Anfängen um 1900 bis in die heutige Zeit – von Yvette Guilbert bis Hella von Sinnen. Dennoch, bei dem Stichwort Kabarett und Satire fallen den meisten lediglich Namen wie Dieter Hildebrand, Hanns Dieter Hüsch oder auch noch Werner Finck ein. Stars wie Blandine Ebinger und Trude Hesterberg in den 20er Jahren oder gar Hannelore Kaub, die Vorzeige-Kabarettistin in den 60er Jahren, sind in Vergessenheit geraten. Diesem Mangel an Geschichte wird jetzt abgeholfen.“

Noch ein anderer Mangel solle mit der Ausstellung behoben werden, betonte gestern mittag in seiner Eröffnungsrede der Unipräsident Jürgen Lüthje. Gemeint war die „kulturelle Belebung auf dem Campus“, die schon längst überfällig gewesen sei. Wohl zu demselben Zweck waren denn auch zur Auftaktfeier die Frivoldies aus dem Schmidt-Theater geladen. Doch – leider – für den eher mittelmäßigen Revue-Auftritt des Trios war die Tageszeit offenbar noch zu nüchtern und das rar erschienene Publikum noch zu steif.

Auch der Ausstellung — immerhin eine gewissenhafte Materialsammlung mit ausgewählten Schwerpunkten — fehlt es ein bißchen an Witz und Originalität, wenn man bedenkt, daß sich doch in ihr alles um Kabarettistisches

1dreht und um weibliches Künstlerinnen-Charisma. Doch dieser letzte Mangel könnte am kommenden Samstag im Curio Haus wieder wettgemacht werden: Da gibt es nämlich eine große Kabarett-Revue, zu der Kabarettistinnen aus der gesamten Bundesrepublik auftreten werden. Dorothea Schüler