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■ KommentarSchuld oder nicht schuld?

KOMMENTAR

Schuld oder nicht schuld?

Da schimpfen wir Bausenator Eugen Wagner seit Jahren einen Betonkopf und raufen uns die Haare angesichts seiner dilettantischen Verkehrspolitik. Wir schoben ihm die Schuld am Verkehrsinfarkt in die Schuhe und müssen nun feststellen: Der Mann kann gar nichts dafür.

Nein, es sind die Gutachter und sonstigen Berater, denen Wagner das Dasein am Pranger zu verdanken hat. Was die jetzt in ihrer „Verkehrlich-städtebaulichen Studie Hamburg-Barmbek“ zu Papier gebracht haben, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Deren Ergüsse muß man auf der Zunge zergehen lassen: Sie können sich keine Maßnahmen denken, mit denen Verkehr zu vermindern ist, und erkennen das als „bedauerliche Tatsache“ an. Und weil dem so ist, lassen sich die verkehrsbedingten Emissionen in Wohngebieten nicht auf ein „vertretbares Maß reduzieren“.

Aber der Trost folgt auf dem Fuße: „Weitere Mehrbelastungen führen daher nicht zu entscheidenden Verschlechterungen.“ Wer schon vergiftet ist, kann nicht mehr vergiftet werden. Eine bestechende Logik!

Das Gutachten gehört auf den Sondermüll. Und weil zu befürchten ist, daß Eugen Wagner das nicht selber merkt, sondern dafür auch noch Geld ausgibt, schimpfen wir halt doch weiter über ihn. Norbert Müller

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