Gewoba blickt zurück und vor

■ Mehr Stammkapital / Bestand ausgelastet / Landesweit 11.200 Wohnungssuchende

Gewoba blickt zurück und vor

Mehr Stammkapital / Bestand ausgelastet / Landesweit 11.200 Wohnungssuchende

„Wir sind heute eine ganz normale Gesellschaft“, verlautbarte Gewoba-Geschäftsführer Werner Teetz gestern anläßlich des 1992er Jahres-Rückblicks und spielte damit auf die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre seit Übernahme des Neue-Heimat-Bestandes an. 1992 hat sich einiges getan: das Stammkapital ist von 79 Mio. auf 172 Mio. Mark erhöht worden, für 1993 ist eine erstmalige Dividendenausschüttung anvisiert.

Anlaß zur Zufriedenheit hat das Unternehmen auch in anderer Hinsicht: Alle rund 43.000 Wohnungen im ihrem Besitz sind ausgelastet, und die allermeisten MieterInnen zahlen ihre Miete. Die ist für öffentlich geförderten Wohnraum im letzten Jahr um durchschnittlich 51 Pfennig auf ebenfalls durchschnittliche 8,71 Mark pro qm gestiegen.

Für Wohnungslose gibt es dagegen wenig Grund zum Jubeln: 11.200 Personen standen 1992 als Wohnungssuchende auf der Gewoba-Liste. Die BremerhavenerInnen sind dabei mit 1.800 Nasen vertreten.

1991 versammelten sich noch ein paar mehr Namen auf der Liste. Ob dieser leichte Abwärtstrend allerdings schon Vorbote für einen Wohnungsmarktfrühling ist, darf bezweifelt werden. Seit 1988 die Zahl der WohnungsanwärterInnen auf den Gewoba-Listen erstmals auf über 7.000 Personen angestieg, gab es keinen nennenswerten Nachfragerückgang mehr.

Eine weitere, möglicherweise beunruhigende Information betrifft die gestiegene Fluktuation in den Mietwohnungen. Die durchschnittliche Mietzeit in einer Bremerhavener Gewoba-Wohnung ist in 1992 von 11,9 auf 10,4 Jahre gesunken. „Wir nehmen nicht an, daß die Mieter deshalb ausziehen, weil ihnen die Wohnung nicht gefällt“, betonte Geschäftsführer Eberhard Kulenkampff. Die naheliegendere Erklärung dieses Phänomens, das vor allem das wirtschaftlich stark gebeutelte Bremerhaven betrifft, könnte auch bei der Armut der MieterInnen zu suchen sein, die ausziehen müssen, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können.

Mit der Erhöhung des Stammkapitals wird die Gewoba ihr Bauprogramm verstärkt verfolgen. Für 1993 wird mit der Fertigstellung von ca. 200 Neubau-Mietwohnungen gerechnet. Die Planung für die sogennanten „Stelzenhäuser“ liegt in fortgeschrittenem Stadium bei einer Bremer Hochbaufirma, auf die Baugenehmigung wird noch gewartet. Diese Häuser sollen auf Stelzen — zum Beispiel über bestehenden Parkplätzen — bereits versiegelte Flächen überbauen, um Grünflächen freizuhalten.

ede