: Widerstands-Theater
■ J. Sobol: Theater ist mehr als Abbilden
Theater ist für den 1939 in Tel Aviv (Israel) geborenen jüdischen Autor und Journalisten Joshua Sobol heute ebenso ein „Mittel des Widerstandes“ wie zur Zeit des Nationalsozialismus. Diese Auffassung spiegelt sich wider in seinem 1984 in Israel uraufgeführten Schauspiel „Ghetto“, das derzeit auch in Bremen mit außergewöhnlichem Erfolg gespielt wird. In dem Stück setzt der jüdische Polizeichef Gens im Wilnaer Ghetto mit Unterstützung des deutschen Kommandanten und SS-Offiziers Kittel die Gründung eines Theaters durch. Gens will durch seine Kollaboration Zeit gewinnen und für möglichst viele Juden den Abtransport verhindern.
In Deutschland, wo wieder Rechtsradikalismus und Judenhaß zu spüren sind, seien deutsche Theater und Autoren aufgefordert, mit ihren Mitteln Widerstand zu leisten, sagte Sobol während eines Gespräches in Bremen. Theater sei heute noch wichtiger als früher, weil es die Vorstellungskraft viel besser ansprechen könne als die Medien. Vor allem die elektronischen Medien böten eine Informationsüberflutung, die Gleichgültigkeit beim Konsumenten produziere. Um Widerstand leisten zu können reiche die „reine Abbildung von Realität“ nicht aus, betonte der Autor.
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen