Zwei Minuten für SOS-Rassismus

■ Spot zum Schutz von Flüchtlingsheimen läuft in Kinos an

Berlin. Der Besuch eines Kinos ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Wenn es dunkel wird, sind sie wieder da: der schnauzbärtige Cowboy aus dem Land, wo die Pferde noch frei sind, oder das ewig dämliche Kamel in einsamer Wüste. Seit dieser Woche werden die Besucher in mehreren Kinos jedoch mit bekannten Bildern ganz anderer Art konfrontiert. Steine fliegen in ein Flüchtlingsheim, rechte Parolen werden gegröhlt, die erste Strophe des Deutschlandliedes ist zu hören. So beginnt ein Spot, mit dem die Gruppe SOS- Rassismus zum Schutz von Flüchtlingsheimen aufruft. In schneller Bilderfolge tauchen klingelnde Telefone auf, werden die Beine rennender Menschen gezeigt. Schlußsequenz: Von außen wandert die Kamera in das Flüchtlingsheim, blickt der Zuschauer sechs dunkelhäutigen Flüchtlingen ins Gesicht.

Der zwei Minuten lange Streifen wurde Ende letzten Jahres von Studenten der „Deutschen Film- und Fernsehakademie“ (dffb) und SOS-Rassismus gemeinsam konzipiert. Als Statisten mit dabei: Mitglieder der Flüchtlingsgruppe „Refugee Movement“, von denen einige nach den Angriffen in Hoyerswerda 1991 nach Berlin flüchten mußten. 28 Kopien wurden vom Film gezogen. Die Initiatoren sind darauf angewiesen, daß ihr Fim unentgeltlich gezeigt wird. Zugesagt haben nach ihren Angaben die Kinos Sputnik Südstern, Sputnik Wedding, Xenon, Kino im Tränenpalast, FSK, Colosseum, Eiszeit und Club im International. In einigen Berliner Kinos wird der Streifen – trotz Anfrage – nicht zu sehen sein. Die „Yorck Kino GmbH“, Betreiber von rund 20 Kinos (u. a. Babylon, Broadway, Off, Yorck), das Spots der Welthungerhilfe, des VCD oder von amnesty international zeigt, hat zum Bedauern der Initiatoren den Streifen nicht im Programm. Mitarbeiter Günter Hohl: „Inhaltlich haben wir nichts daran auszusetzen. Es sind aber noch andere Interessenten in der Warteschlange, die gerne bei uns kostenlos schalten wollen.“ sev