■ Das Portrait
: Kay Lorentz

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das spät kommt

(Breite: 3,7 cm)

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Diplomat hatte er immer werden wollen, als einer der bedeutendsten deutschen Kabarettleiter der Bundesrepublik ist er berühmt geworden. Kay Lorentz, Begründer des Düsseldorfer „Kom(m)ödchens“, war die Graue Eminenz des bundesdeutschen Nachkriegskabaretts. 1936 kam er von Chemnitz an den Rhein, studierte Arabisch und Japanisch in Köln und später in Berlin, wo er 1944 seine Frau Lore kennenlernte. Der Krieg durchkreuzte zunächst alle Berufspläne, er wurde zur Wehrmacht eingezogen und verwundet.

Nach dem Krieg zog er es dann vor, in den diplomatischen Dienst des Kabaretts einzutreten, leitete 46 Jahre lang nach der Devise: „Was man angreift, muß angreifbar sein — die Art, wie man es tut, unangreifbar“, sein kleines Theater in der Düsseldorfer Altstadt.

Im März 1947 begann die Geschichte des „Kom(m)ödchens“ im zertrümmerten Hinterzimmer einer Altstadtkneipe. Gemeinsam mit seiner Frau Lore kommentierte Kay Lorentz als Texter und Regisseur spöttelnd und spitz die ersten Gehversuche der jungen Adenauer-Republik. Themen seiner Kabarettprogramme waren das Wirtschaftswunder, die Wiederbewaffnung, aber auch die Politik der Sozialdemokratie. Als er einmal ankündigte: „Wir werden die Regierung angreifen, wenn sie angreifbar ist“, hieß der Kanzler Willi Brandt.

Die Besten seiner Zunft schrieben und spielten für das Kom(m)ödchen, Eckart Hachfeld, Martin Morlock oder Werner Franke, später Thomas Freitag, Matthias Deutschmann oder Harald Schmidt. Die Grande Dame des Hauses blieb aber stets seine Frau Lore Lorentz, die nach außen vertrat, was Kay Lorentz, der nie selbst auf der Bühne gestanden hat, im Hintergrund begründete.

Für seinen aufrechten Gang ist das Ehepaar nicht nur mit vielen Preisen bedacht, sondern auch mit Anfeindungen überschüttet worden. Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß erwirkte 1959 gar ein einjähriges Fernsehauftrittsverbot. Als die späte Staatsehrung dann kam, lehnten Kay und Lore Lorentz das ihnen angediente Bundesverdienstkreuz ab, diplomatisch, aber deutlich: „mit freundlich-dankbarer Entschiedenheit“.

Am vergangenen Sonntag starb Kay Lorentz im Alter von 72 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. kl