Streibl zur Kur – Grob zahlt nicht!

■ Neue Vorwürfe/ Waigel schmeckt „übles Gebräu“

München (AP) – Die CSU sieht sich in der Affäre um den Mindelheimer Flugzeughersteller Burkhard Grob als Opfer einer Verleumdungskampagne. Nach einer Sitzung des CSU-Vorstands sprach Parteichef Waigel von einem „üblen Gebräu aus Verdächtigungen“, mit dem die Politik als Ganzes diffamiert werden solle. Den Vorwurf der Begünstigung Grobs wies er erneut zurück. Die bayerische SPD berichtete unterdessen von mindestens zwei weiteren Kenia-Reisen, die Ministerpräsident Max Streibl auf Kosten Grobs unternommen haben soll. Die Grünen in Bayern forderten auch von Waigel persönliche Konsequenzen.

Streibl nahm an der Sitzung des CSU-Spitzengremiums nicht teil. Er urlaubt in dem Kurort Bad Wörishofen. Regierungssprecher Günter Grass betonte, dies sei eine „alte Übung“ Streibls. Der Regierungschef hatte erst am Donnerstag in einer Sondersitzung des Landtages eingeräumt, daß er in den 80er Jahren nicht nur zwei Brasilien-Reisen, sondern auch einen Kenia-Urlaub auf Kosten Grobs unternommen hatte.

Die SPD-Landtagsfraktion, die bereits einen Untersuchungsausschuß zur Durchleuchtung der sogenannten Amigo-Affäre beantragt hat, berichtete, nach ihr vorliegenden Informationen sei Streibl mindestens zwei weitere Male auf Kosten Grobs nach Kenia gereist, und zwar 1987 und 1989 oder 1990. Das würde bedeuten, daß Streibl nicht nur in seiner Amtszeit als Finanzminister, sondern auch noch als Ministerpräsident Einladungen des Unternehmers angenommen hätte.

Die SPD veröffentlichte gleichzeitig einen Zeitungsbericht, in dem die Münchner Staatskanzlei im Januar 1991 auf dem Höhepunkt der sogenannten Traumschiffaffäre in Baden-Württemberg die Reisegewohnheiten Streibls erläutert hatte. Damals hatte Regierungssprecher Stelzer erklärt, Traumreisen wie Späth unternehme Streibl ohnehin nicht: „Sein Urlaubsgebiet liegt zwischen Wildsteig und Wieskirche.“

Waigel wies gestern Vorwürfe, auch er habe die Geschäfte des Mindelheimer Flugzeugbauers Grob massiv unterstützt, entschieden zurück. Die Art und Weise, wie mit anonymen Verdächtigungen, Anrufen und Briefen gearbeitet werde, sei „unerträglich“.

CSU-Generalsekretär Erwin Huber wollte auf Nachfragen keine Auskunft darüber geben, welcher CSU-Untergliederung eine Spende Grobs in Höhe von 105.000 Mark zugeflossen war. Er bestätigte allerdings, daß das Geld nicht auf den Landesverband entfallen war. Nach Spiegel-Informationen soll mit 90.000 Mark der Löwenanteil der Spende an den CSU- Bezirk Oberbayern gegangen sein, dessen Vorsitzender Ministerpräsident Streibl ist.