Bald vier chinesische Dissidenten frei?

■ Alle anderen bleiben jedenfalls in Haft

Peking/Berlin (AFP/taz) – Seit April 1981 sitzt Wang Xizhe im Gefängnis. Der 45jährige chinesische Bürgerrechtler soll bald entlassen werden, hat die Regierung in Peking in Aussicht gestellt. Wang Xizhe war 1982 zu 14 Jahren Arbeitslager verurteilt worden, nachdem er sich bereits in den siebziger Jahren mit der Führung der Kommunistischen Partei angelegt hatte. Unter anderem erregte er bereits 1974 als Mitverfasser einer fast 100 Meter langen Wandzeitschrift in Kanton, die ein demokratisches Rechtssystem forderte, Aufsehen. Auch in der Bewegung des Pekinger Frühlings von 1978/79 war Wang aktiv. Während der Hongkonger Kaufmann John Kamm, der als Vermittler zwischen der chinesischen Regierung und Dissidentengruppen fungiert, gestern in San Francisco sagte, Pekinger Behörden hätten Wangs Entlassung erst in Aussicht gestellt, hieß es in „Bonner Regierungskreisen“, Wang sei bereits frei.

Außer Wang sollen drei weitere Bürgerrechtler bald freigelassen werden, allesamt Aktivisten der Demokratiebewegung von 1989. Dazu zählt der 37jährige Wirtschaftswissenschaftler Gao Shan, der nach der Niederschlagung der Studentendemonstrationen festgenommen und im August 1992 in Peking zu vier Jahren Haft verurteilt worden war. Der 38 Jahre alte Li Jinjin, ein Lektor der Universität Peking, war damals zu 14 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Bei dem dritten Bürgerrechtler soll es sich um den 46jährigen Zhang Weiguo handeln, den früheren Pekinger Korrespondenten der Reformzeitschrift „World Economic Herald“ aus Schanghai.