»Die Werkstoffe entsprechen nicht den Anforderungen«

Als äußerst bedenklich schätzt Britta Nockenberg aus der Arbeitsgruppe „Reaktorsicherheit“ des Darmstädter Ökoinstituts die jetzt entdeckten Risse in Rohrleitungen des AKW Brunsbüttel ein. „Bei solchen Rißtiefen ist es nicht auszuschließen, daß ein Rohr ganz abreißt.“ Der Entwarnung der Hamburgischen Electricitätswerke, HEW, die Schäden seien bislang nur in den nicht „sicherheitsrelevanten“ Bereichen des Reaktor-Reinigungssystems und des Lagerdrucksystems entdeckt worden, kann Britta Nockenberg nicht zustimmen. Das Reinigungssystem schließe sich direkt an den Reaktordruckbehälter an, ein Leck in diesem Bereich könnte — wenn auch noch Ventile versagen — durchaus zur Freisetzung von Radioaktivität führen. Schlimmer wird es, wenn Rohre im Hauptkühlkreis reißen. Das könnte zu großem Kühlwasserverlust führen — ein schwerer Störfall wäre dann nicht mehr auszuschließen. „Die Risse bauen ein Stück Sicherheitsreserve ab. Sie zeigen, daß die Werkstoffe nicht den Anforderungen genügen, die an kerntechnische Anlagen gestellt werden müssen.“ VM