Künstlerisch bekleckert

■ Aorta, die zweite Ausstellung der KünstlerInnen-Gruppe espy la copa

Aorta heißt die

Hauptschlagader. Da pulst es zentral und heftig. Aorta ist auch der vielversprechende Titel einer Ausstellung der Gruppe espy la copa. Espy la kopa, das klingt klingt fremd, ideal für Assoziation (...). Oder um es von hinten her zu lesen: Apoc- al-ypse.

„Ein schönes Kunstwort“, findet Kai (K.U.) Wolf, Mitglied der neunköpfigen Espy- Gruppe, und will sich nicht weiter mit Wortklaubereien beschäftigen. Der Gruppenname ist ein Gemeinschaftsprodukt ebenso wie der Titel der Ausstellung, Aorta, die sie in den eigenen Atelierräumen im Philosophenweg 17 abhalten. „Wenn wir einen Namen suchen, dann reden wir darüber — und irgendwann, nach zwei Wochen, kommt jemandem die heiße Idee.“

Mit Ideen hat ihre Arbeit viel zu tun: Die Gruppe, die Ausstellung, die ganze Atelier-Unternehmung überhaupt. „Bevor wir ein Atelier gegründet haben, hat jedeR zu- Hause gearbeitet. Aber alleine verlierst Du die Überzeugung und Sicherheit!“ erklärt Tanya Blüme den Initiativgedanken.

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Nach ihrer ersten Ausstellung (Abundanzia — alle Ausstellungstitel beginnen mit dem Buchstaben A) waren sie von den Ausstellungsbedingungen in fremden Räumen so abgeturnt, daß sie sich etwas Eigenes gesucht haben. Dabei ist ihnen ein Glücksgriff gelungen: eine ehemalige Werkshalle mit spitzem Glasoberlicht, frisch geweißten Wänden und künstlerisch bekleckertem Linoleum ist ihr Arbeits-und Ausstellungsdomizil. Ihr Programm: „Das Herstellen und das Zeigen!“ betonen die Mitglieder der Ateliergruppe. Zwischen 20 und 26 Jahre sind sie alt — und das unterscheidet sie wesentlich von anderen Ateliergruppen. „In der Kunst trennen sich die Generationen, dabei sind wir nicht spezifisch anders“, lautet das Credo der Gruppe. Kaum gesagt, gerät diese Aussage in die Diskussion. Ob es so ist oder nicht, dazu gibt es Meinungen, die gehört werden wollen. Auch ob sie AutodidaktInnen sein wollen, ist ungewiß. Zwar studieren viele Gruppenmitglieder — aber nicht Kunst. Die Kunst machen sie einfach. Trotzdem sind sie keine HobbykünstlerInnen, das wäre eine Herabsetzung, finden sie.

Wer die Ausstellung besucht, kann sich davon überzeugen, daß der Anspruch weiter geht. Aus dem zunächst heftigen Walten des Zufallsprinzips — jeder hängt oder stellt wohin sie will oder wo noch Platz ist, und dann redet man — haben sie eine erstaunlich stimmige Zusammenstellung destilliert: Bilder, Collagen, Metallobjekte, Photoarbeiten und dazwischen Aschenbecher auf Klappstuhl und die Irritation: Kunst oder nicht Kunst? Geplant oder Zufall? Im hellerleuchteten Kellergewölbe eine Video-Installation, eine vergitterte Grusel-Gruft, die sehenswert ist. Eva Rhode

Philosophenweg 17, bis Sonntag, tägl. ab 15 Uhr