■ Cash & Crash: Euro-Schwanengesänge
Irland ist bekanntlich ein kleines Land. Daß das aber nicht viel bedeuten muß, wenn es um Europa oder gar um Europas Währungseinheit geht, haben wieder einmal die letzten Tage gezeigt. Denn nach der Abwertung des irischen Punt, für die von der kompletten Dubliner Ministerriege augenblicklich die Untätigkeit der Deutschen Bundesbank und die Ohnmacht der Europäischen Gemeinschaft verantwortlich gemacht wurde, steht das Überleben des Europäischen Währungssystems endgültig auf dem Spiel. Das wiederum scheint jedoch noch nicht bis zu den Herren Finanzministern und Notenbankpräsidenten durchgedrungen zu sein, die den Sturz der irischen Währung als nationales, höchstenfalls als irisch-britisches Problem begreifen wollen. Die Bundesbanker faxten ermutigende Worte nach Dublin, der Rest legte die Hände in den Schoß, die irische Valuta wurde indes ihrem Schicksal überlassen.
Wie auch immer, nach der neuerlichen Form-Krise einer der EWS-Währungen dürfte dem letzten Finanzlaien klargeworden sein, daß die fröhliche Anarchie auf den europäischen Währungsmärkten weit tiefere Ursachen als nur nationale Wirtschaftprobleme oder Devisenspekulationen hat. Angesichts der Rezession verkraften die übrigen EWS-Länder die von der Bundesbank initiierte Hochzinspolitik längst nicht mehr. Das ist auch der internationalen Finanzkaravane nicht verborgen geblieben, die darauf spekuliert, daß die Wechselkurse nicht ewig über hohe Zinsen zu halten sind und letztlich doch dem Abwertungsdruck nachgeben müssen. Trotz zunehmender ökonomischer Disparitäten in Europa hat man sich auf der politischen Ebene auf eine Franc-Mark-Parität versteift. Im Zentrum steht die deutsch-französische Allianz zur Verteidigung des Francs. Doch angesichts der rätselhaften Franc-Schwäche scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann auch der Franc in den Abwertungsstrudel gezogen wird. Die Spannungen haben sich über das Wochenende noch erhöht: So erklärte etwa Bundesbank- Direktor Helmut Schieber, massive Stützungskäufe würden die eigene Geldmengenpolitik unterlaufen. Mit den Zinsen wollen die Frankfurter Währungshüter auch nicht herunter – also sind weitere Taifune auf den Devisenmärkten vorprogrammiert. Erwin Single
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