Nutzen gleich Null

■ Jurist Dan Leskien (gen-ethisches Netzwerk)

INTERVIEW

Nutzen gleich Null Jurist Dan Leskien (gen-ethisches Netzwerk)

Worin bestehen die Gefahren der Freisetzung?

Die Vorstellung, solche Organismen ließen sich auf 100 Quadratmeter begrenzen, ist reine Fiktion. Die manipulierten Kartoffeln werden sich früher oder später auf der ganzen Welt befinden. Laut einer englischer Studie fanden sich solche Karoffeln noch zehn Jahre nach dem Versuch im Feld. Eine so lange Überwachung ist in Ahrensburg nicht vorgesehen. Irgendwann haben wir nicht mehr nur Umweltverseuchung, sondern auch Genverschmutzung.

Wurden nach Ihrer Ansicht alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen?

Die Wissenschaftler sagen: Wir kennen die Risiken nicht genau, aber wir machen es trotzdem. Die geplante begleitende Sicherheitsforschung halte ich für Unsinn. Man hätte schon vorher untersuchen müssen, welche Auswirkungen die Freisetzung auf die Umwelt hat. Auch die einmal wöchentlich geplante Überwachung ist unzureichend. Die einzig sichere Überwachung ist die rund um die Uhr.

Wo sehen Sie den Nutzen der Freisetzung, der laut Gentechnikgesetz gegen die schädlichen Einwirkungen abzuwägen ist?

Ich sehe zur Zeit überhaupt keinen Grund dafür, warum es solche Kartoffeln geben soll. Durch Schwarzbeinigkeit und Knollenfäule werden höchstens fünf Prozent der Ernte geschädigt, und das auch nur bei übertriebenener Stickstoffdüngung oder schlechter Winterlagerung.

Welche juristischen Wege lassen sich beschreiten?

Der Biobauer Georg Wulf, dessen Felder nur 30 Meter vom Versuchsfeld entfernt sind, hat einen Pachtvertrag mit Hamburg. Er kann eventuell gegen die Stadt und die Universität vorgehen. BürgerInnen könnten die Genehmigung mit Formalfragen behindern. Viele der ausgelegten Dokumente waren in englischer Sprache verfaßt und, wie die ausgelegte Kurzbeschreibung, für Laien möglicherweise unverständlich.

Haben die EinwenderInnen eine Chance, die Freisetzung zu verhindern?

Es wird zeitlich wahrscheinlich nicht zu schaffen sein, denn bis zum Mai müssen die Kartoffeln raus und ein Widerspruchsverfahren kann lange dauern. Fragen: Vera Stadie