■ Das Portrait
: Ida Lupino

hier Foto Nr. 16

Foto: Dt. Kinemathek

Geboren als Sproß einer britischen Schauspieler- und Artistenfamilie in Brixton, blieb die amerikanische Schauspielerin Ida Lupino der Familientradition treu: mit sieben schrieb sie ihr erstes Theaterstück, mit zwölf stand sie regelmäßig auf der Bühne. 1933 kam die fünfzehnjährige an Mamas Hand nach Hollywood – erst als süßes Paramount-Blondchen, dann etwas tougher und brünett bei Warner Brothers. 1975, in einer ihrer letzten Leinwandrollen, wird sie als Farmersfrau von marodierenden Riesenratten getötet.

„I think men are the greatest thing since coffee, Seven Up and tea!“ lautete Ida Lupinos Antwort auf hartnäckige Fragen nach ihrem Standpunkt zu Women's Lib, „Frauenfrage“, mit denen sie als die einzige weibliche Regisseurin im Männerbabel des klassischen 50er-Jahre-Hollywood immer wieder gequält wurde.

Mehrmals hatte sie gedroht, ihre Schauspielkarriere aufgeben zu wollen für Heim, Gatten und Kinder, eine hausfrauliche Idylle beschworen, nur um im nächsten Moment einen weiteren Karriereschritt zu unternehmen: Produzentin ist sie geworden, Drehbuchautorin, Regisseurin, hat neben und nach der Filmarbeit fürs Fernsehen Horrorserien, Thriller und Western gedreht.

Sechs Spielfilme hat die Lupino gemacht in der Zeit von 1949 bis 1953 (1966 folgt noch ein Nachzügler: ein Nonnenfilm). Unabhängige Low-Budget-Produktionen zu provokativen Themen – „you name it and we did it“, sagt sie, „but it was in good taste“: Vergewaltigung (1950), uneheliche Mutterschaft (1949), Bigamie (1953). Es sind keine Problemfilme, sie überzeugen eher durch ihre Kombination realistischer, quasidokumentarischer Settings mit einer Perspektive extremer Subjektivität als durch ihre soziale Thematik. Es sind persönliche, existentielle Filme, Filme über die Unfähigkeit, zu handeln. Die Passivität ihrer Protagonistinnen hat man ihr vorgeworfen, und es stimmt: Powervolle befreite Weiblichkeit gibt es in Lupinos Filmen nicht. Tatenlos, oft wie gelähmt stehen ihre Heldinnen der Welt und ihrem Schicksal gegenüber.

Ida Lupino feiert heute in Kalifornien 75. Geburtstag. Silvia Hallensleben