"Schneller als die Polizei"

■ Die Kollektive Getränke Basis: Seit zweieinhalb Jahren aufrecht im Kampf gegen den Durst / Vier Bierkenner bekennen: "Mit wem wir Geschäfte machen, ist uns nicht egal"

: Seit

zweieinhalb Jahren aufrecht im Kampf gegen den

Durst / Vier Bierkenner bekennen: »Mit wem

wir Geschäfte machen, ist uns nicht egal«

Ein Hauch von Chaos umweht die Kundschaft beim Betreten der Geschäftsräume der Kollektiven Getränke Basis (KGB) im Karolinenviertel. An Liefertagen sind bis unter die Decke Kästen und Kisten voller Flüssigkeiten gestapelt. Verwirrender und verlockender ist jedoch der zweite Eindruck, den der potentielle Bier-, Saft- oder Sekttrinker beim näherem Hinsehen bekommt: Biersorten, die man nie im Supermarkt oder anderen Getränkemärkten sieht, Säfte in diesen Pfandflaschen mit dem ansprechendem Naturcharme und Sektflaschen mit ver-

1heißungsvollen Namen wie „bewegte Zeiten“ machen neugierig und durstig.

Seit zweieinhalb Jahren betreiben Cristof Reschke, 28, Sven Klein, 26, „Bier“-Bernd Godenrath, 27, und Stefan Hauenstein, 24, ihr Getränke-Kollektiv — mit stetig steigenden Umsätzen. Und das, obwohl keiner der Betreiber gelernter Kaufmann ist, ihr Erfolg basiert auf Kompetenz und dem guten Ruf in Biertrinkerkreisen: „Wir haben uns auf süddeutsche Biere spezialisiert, die aus kleinen Betrieben oder echten Familienbrauereien stammen. Einige bekommt man sonst nirgends in Hamburg“, sagt Cristof Reschke.

Der Unterschied zu den gängigen Marken von Großbrauereien liege nämlich nicht nur im Geschmack: „Diese Biere sind nicht mit diesem Instant-Hopfen gemacht, und sie sind nicht ultrahocherhitzt. Man mag die gängigen sterilen, ,toten‘ Biere gar nicht mehr“, meint Cristof Reschke. Doch die frische Ware birgt auch Risiken: „Wir mußten schon mal 100 Flaschen wegkippen, da die Marke nicht verkauft wurde, und sich Bier, das nicht ultrahocherhitzt ist, nur drei bis sechs Monate frisch hält. Sterilisiertes Bier muß sich im Supermarkt meist mindestens ein Jahr halten.“

„Frisch-Bier“ statt „H-Bier“ — klingt lecker. Neben diversen Marken an Lager, Weizen- oder Vollbier gibt's Pils extra gehopft, Bit-

1ter- und Schwarzbier, insgesamt 50 verschiedene Sorten. „Bierbrauen ist eine Kunst“, weiß Bernd Godenrath mittlerweile, „es gibt fast soviele Unterschiede wie beim Wein.“ Davon hat KGB rund 40 Sorten im Angebot.

Doch nicht nur Alkohol, auch reichlich Saft gibt es: „Alle sind nach ökologischen Gesichtspunkten ausgesucht und nur in Pfandflaschen zu kaufen.“ Und nicht zu vergessen den Nicaragua-Kaffee.

Klar, das gehöre sich für ein Kollektiv, meinen die vier: „Mit wem wir Geschäfte machen, ist uns nicht egal.“ Auch seien alle Mitarbeiter vom Verkäufer bis zum Fahrer bei Entscheidungen miteinbezogen. „Im großen und ganzen klappt's“, sagt Bernd Godenrath, „oder es wird solange diskutiert, bis einer klein beigibt, wie's halt so ist im

1Kollektiv.“

Das KGB beliefert mittlerweile auch Gastronomen, allerdings bislang nur solche aus der alternativen Szene: „Landhaus Scherrer hat bei uns noch nicht bestellt“, erzählt Sven Klein. Für fünf Mark wird an Privatkunden im ganzen Hamburger Stadtgebiet ausgeliefert, Mindestabnahme sind zwei Kisten. Vom KGB- Partyservice kann man alle Biere im Faß bestellen und sich Zapfanlagen, Gläser, Bierzelttische und Bänke ausleihen. Die Crew des KGB zapft auf Wunsch. Ein besonderer Service: In dringenden Fällen wird sofort geliefert. „Bei Hausbesetzungen sind wir schneller als die Polizei am Ort“, versichern die KGBler. Katrin Wienefeld

KGB, Glashüttenstraße 85,

4303258.