Let's talk about Sex

■ Premiere von "Es wird Zeit", ein Stück über den Alltag alter Menschen, im Schauspielhaus

, ein Stück über den Alltag alter Menschen, im Schauspielhaus

Früher war alles anders. Heute lachen die Pensionäre, wenn sich auf der Bühne zwei Rentner über ungewöhnliche Sexpraktiken unterhalten, sich gegenseitig mit Sauerrahm bestreichen wollen, um sich anschließend abzulecken. Wenn derartige Geschichten um den Lebensabend dann noch pointenreich verpackt sind, so daß das röchelnde Lachen um einen herum gar nicht zum Stillstand kommen will, dann wähnt man sich in einem kommerziellen Privattheater, das mit Boulevard-Klamauk klingelnde Kasse macht.

Daß die deutsche Erstaufführung von Es wird Zeit von Tom Cole allerdings im Deutschen Schauspielhaus Premiere haben mußte, ist vom Stück her nicht zu erklären. Hat der riesige Bühnenraum Birgit Voß zu einer völlig überdimensionierten Bühne mit Seniorenmöbeln vor einer Wand mit Zuckerwattewölkchen und meterlangen roten Samtvorhängen verleitet, so zaubert Regisseurin Shireen Strooker mit ihren beiden Wiener Schauspielern Susanne von Almassy und Bruno Dallansky und ihrer betulichen Personenführung den Charme einer Nachmittagssendung im ZDF hervor.

Das mal rührende, dann stereotype Verhalten des weißhaarigen Paares ist so bekannt, daß es eben nur zum Identifikationstheater einer gleichaltrigen Klientel taugt, die über Kalauer wie: „Ich hasse es, im Dunklen zu pinkeln. Das ist unmännlich.“ schallend lachen kann. Die Gespräche über Ejaculatio praecox, über des Mannes Erektion beim Karottenschnippeln der Gattin oder seine früheren verwirrenden Phantasien, daß sie das Pessar bei der Arbeit schon „drinnen“ hätte, bilden schon den kurzen Höhepunkt des freundlichen Melo-

1dramas.

Da die Geschichte keine besondere Dramatik aufweist, keine erzählerische Richtung hat und in einen ziemlich unvermittelten

1Schluß ausläuft, bleiben nur die komödiantischen Fruchtstückchen für betagte Gäste und die netten Schauspieler als unterhaltendes Überbleibsel. Till Briegleb