■ Kommentar: Duz-Kumpel
KOMMENTAR
Duz-Kumpel
Thomas Wegners Lieblings- Wort der letzten Wochen ist das von der „Ehe in getrennten Betten“. Von den tagesthemen bis zum taz-Interview läßt der MEDIALE-Initiator keine Gelegenheit aus, die Verbindung von „Kunst und Kommerz“ bei diesem Festival in ein Bild zu gießen, das die ganze Positionslosigkeit seiner Unternehmung bloßstellt. Bei Nachfragen verwandelt Wegner seine Metapher in ein beispielloses Hüh und Hott. Einmal will er die Bereiche harmonisiert, dann wieder kritisch entgegengestellt sehen. Dabei wird in der riesigen Event-Schlacht die Chance kläglich vergeben, das Spannungsverhältnis von kreativer Integrität und kommerzieller Dienerschaft der Medienkunst einmal kritisch zu reflektieren. Nur in Randveranstaltungen verliert sich die Naivität, mit der hier Kapitalismus zum Kumpel der Kunst runtergeduzt wird. Daß das große „Bett“ der Hauptveranstaltung, die nördliche Deichtorhalle, der „Medienmesse“, das weit kleinere südliche der Kunst zugeteilt wird, mag symptomatisch für eine Sicht sein, die Kunst und Kapitalismus als das Wum und Wendelin einer Gesellschaft begreift. Die Wesensfrage wird nicht gestellt, aber mit einem sensitiven Totschlag beantwortet. Als Gaudi fürs Kunstvolk bleibt die MEDIALE so ein reiner Erfüllungsgehilfe der Unterhaltungsindustrie mit Randprogramm. Mehr nicht. Till Briegleb
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