: Nichtraucher Zug um Zug
■ Was hilft, um Rauchern das Aufhören zu erleichtern
Im Urlaub fiel die Entscheidung. Beim Erklimmen des Hotelzimmers im vierten Stock geriet die Lunge von Karl-Heinz Papenkort so ins „Pfeifen“, daß er beschloß, nach den Ferien mit dem Rauchen aufzuhören. Er entschied sich für Tabastop, eine amerikanische Entwöhnungsmethode, die jetzt auch hier im Kommen ist.
Das Ziel von Tabastop ist, in fünf Sitzungen den Griff zum Glimmstengel zu verlernen. Die Therapie wird mit Hilfe eines bio- elektronischen Gerätes durchgeführt. Es mißt über Sensoren den Widerstand der Haut. Zunächst hört der Teilnehmer via Kopfhörer beruhigende Musik. Er ist relaxt, so daß das Gerät einen geringen Hautwiderstand registriert. Dann soll er ans Rauchen denken, was ihm Streß bereitet und den Hautwiderstand erhöht. Aus dem Gerät ertönt ein unangenehmer Brummton.
Erst wenn der Raucher wieder intensiv an die Musik denkt, verstummt das Brummen und die Musik beginnt wieder. So soll man lernen, sich zu entspannen, wenn das Bedürfnis nach der Zigarette aufkeimt.
Das scheint zu funktionieren. Papenkort, der bis zu 60 Zigaretten rauchte, wollte nach der dritten Sitzung keine mehr. US-Studien melden, daß etwa 90 Prozent der Raucher auch langfistig abstinent bleiben. Dies ist sensationell, wenn man bedenkt, daß die Erfolgsquote anderer Methoden um 30 Prozent liegt. (Ärzte, die Tabastop anwenden, nennt die Initiative Rauchentwöhnung, Postfach 701029, 8000 München 70).
Geringer sind die Erfolge, die mit nikotinhaltigen Pflastern, Kaugummis oder Sprays erzielt werden. Von 56 Teilnehmern einer Studie sind nur 12 Prozent länger als ein Jahr clean geblieben.
Die Mittel bringen nicht nur wenig, Nikotinpflaster können auch gefährlich werden. Dann, wenn Benutzer das Pflaster aufkleben und trotzdem zur Zigarette greifen. Das Arzneitelegramm berichtete von weltweit 27 Herzinfarkten, zehn davon verliefen tödlich.
Nicht schädlich, aber langfristig ebenfalls wenig erfolgversprechend sind Entwöhnungsmethoden wie Hypnose, Akupunktur oder Handauflegen. Denn dabei bleiben die Raucher passiv. Die Erfolgschancen steigen aber, wenn man gleichzeitg lernt, den Lebensstil zu ändern. Viele Krankenkassen bieten das Programm „Nichtraucher in zehn Wochen“ an: die Teilnehmer machen sich ihre Rauchgewohnheiten bewußt, lernen, Probleme auf neue Art zu lösen und die Macht der Gewohnheit zu durchbrechen – mit Erfolgsraten um 30 Prozent.
Der Raucherforscher Professor Troschke macht allen Mut, die mehrfach rückfällig geworden sind: „Es gehört zur Raucherkarriere dazu, erfolglose Versuche zu haben.“ Annette Sabersky
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