■ Das Portrait
: Heide Schmidt

Jahrelang hat Heide Schmidt sich aus Freiheitlicher Parteiräson zurückgehalten: Als Jörg Haider einen Liberalen nach dem anderen aus der Partei verdrängte, als er die österreichische Nation eine „ideologische Mißgeburt“ nannte und als er die NS-Beschäftigungspolitik lobte. Sie ertrug – wenn auch unter Protest – das ausländerfeindliche Gerede von einer „Umvolkung“. Und selbst als der autoritäre Parteichef mitten in ihrer Präsidentschaftswahlkampagne im vergangenen Jahr damit drohte, ihre Wahlplakate einzustampfen, weil sie ihn kritisiert hatte, blieb sie der FPÖ treu.

Beigetreten ist die heute 44jährige Juristin der Partei bereits 1973. Zu ihrer politischen Senkrechtkarriere hob sie jedoch erst ab, nachdem Haider Mitte der 80er Jahre das Ruder an sich gerissen hatte. 1986 zog sie als erste

Foto: Vario Press

Vertreterin der FPÖ in den Bundesrat ein. Zwei Jahre später avancierte sie zur Generalsekretärin der Partei, und seit 1990 ist sie dritte (stellvertretende) Nationalratspräsidentin. Ihren bisher größten Erfolg heimste sie im vergangenen Jahr als FPÖ- Kandidatin für die Nachfolge von Bundespräsident Kurt Waldheim ein. Im ersten Wahlgang gaben ihr immerhin 760.000 ÖsterreicherInnen ihre Stimme.

Schmidt kam in Kempten im Allgäu zur Welt. Nach dem Umzug nach Österreich arbeitete sie im Büro eines der Volksanwälte, die Bürger bei Problemen mit Behörden vertreten.

Für ihr langes Stillhalten in der FPÖ hat sich Schmidt harte Vorwürfe eingehandelt. Sie habe kein Rückgrat und diene Haider als „liberales Feigenblatt“, während er die FPÖ zur Führerpartei trimme, hieß es. Mit dem klug gewählten Termin für ihren Auszug aus der FPÖ hat sie diese Mali wettgemacht. Über Nacht ist Schmidt zur meistumworbenen Politikerin Österreichs geworden. Ihre – derzeit fünfköpfige – Fraktion bringt zusammen mit Sozialdemokraten (SPÖ) und Grünen eine parlamentarische Mehrheit zustande. Aber auch die konservative ÖVP hat bereits Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem „Liberalen Forum“ angekündigt.

Ob auch die WählerInnen auf die neue Partei anspringen, bleibt abzuwarten – mehrere gescheiterte Versuche, eine liberale Partei neben der FPÖ zu etablieren, sprechen eher dagegen. Dorothea Hahn