Platzverweis für Neonazis

■ 1500 Demonstranten vor der FAP-Zentrale in Krupunder / SEK nahm 40 Neonazis fest

vor der FAP-Zentrale in

Krupunder / SEK nahm 40 Neonazis fest

Unter dem Motto: „Weg mit der FAP-Bundesgeschäftsstelle - gegen faschistische Gewalt“, haben am Samstag in Krupunder etwa 1500 Menschen - darunter viele SchülerInnen - demonstriert. Die Zentrale der rechtsradikalen Freiheitlichen Arbeiterpartei (FAP) befindet sich in der Wohnung des Neonazi-Führers Glenn Goertz, direkt am Krupunder Bahnhof.

Trotz heftigen Sprühregens und mit der eindeutigen Direktive „kein Alk“ war der „Antifa-Treck“ gegen Mittag vom Eidelstedter Marktplatz zum langen Marsch nach Krupunder aufgebrochen. Die Hamburger Polizei, mit einem Großaufgebot und Wasserwerfern vor Ort aufgezogen, hielt sich trotz der Vermummung der Demonstranten im Hintergrund.

Auch in Krupunder zeigte die schleswig-holsteinische Polizei Zurückhaltung. Bereitschaftspolizisten hatten den Zugang zum Goertz- Domizil mit Gittern verbarrikadiert und Wasserwerfer sowie hunderte BeamtInnen in den Seitenstraßen postiert. Doch als die Leitung der Demonstration mitteilte, daß es „heute nicht das politische Ziel sein kann, die FAP-Bundesgeschäftsstelle anzugreifen“, trat auch unter den Uniformierten Entspannung ein. Selbst als vereinzelt Leuchtspurmunition und Farbeier gegen die Fassade der FAP-Zentrale im dritten Stock flogen, griff die Polizei nicht ein.

Die FAP war Ende der siebziger Jahre in Stuttgart als Debattierclub gegründet worden. Nach dem Verbot von Michael Kühnens militanten „Aktionfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) war die Organisation von dem Hamburger Neonazi-Führer Kühnen zur militanten Kampforganisation umstrukturiert worden.

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8Aktiv wurden die Uniformierten am Samstag erst, als mehrere Neonazis versuchten, die Demonstranten durch einen Spalt ihrer mit Spanplatten gesicherten Fenster mit „Fuck-off“-Zeichen und Hitlergruß provozierten. Einer der Rechten zielte sogar mit einer Pistole auf die vor dem Haus versammelten

1Menschen. Daraufhin stürmten Beamte des Schleswig-Holsteiner SEK (Sondereinsatzkommando) die Geschäftsstelle und nahmen 40 mit Schlagwerkzeugen bewaffnete Neonazis vorläufig fest. Sie wurden in einen Keller gesperrt und bekamen vorübergehend einen Platzverweis.

Wenig später löste sich die

1Kundgebung auf. Zvor wurde jedoch noch Geld für eine zerdepperte Scheibe gesammelt, die - zwei Etagen unter dem FAP-Domizil gelegen - irrtümlich beschädigt worden war. „Antifa-Disziplin“, die selbst bei der Polizeiführung Erstaunen auslöste.

Peter Müller