Lokalkoloratur: Peter Brook

LOKALKOLORATUR

Nur noch wenige Theaterregisseure haben sich etwas von dem behalten, was man kitschig „Magie“ nennt, was aber nichts anderes ist, als eine universelle Sensibilität. Der Brite Peter Brook, der Bühne und Schauspieler immer erst in ihrer Nacktheit fordert, bevor er sie spärlich und stilsicher mit wenigen, aber schönen Utensilien bekleidet, ist einer der letzten dieser Theaterweisen. Mit stillem Geist und leisem Atem kann er die Welt auf die Bühne holen. Brooks Blick gilt immer gleichzeitig dem Direktem und dem Feinstofflichen. Auch bei seiner neuesten Produktion, Impressionen von Pelléas, einer Umarbeitung der Maeterlinck/Debussy-Oper Pelléas et Mélisande für zwei Klaviere, die heute abend Premiere im Schauspielhaus hat, beachtet Brook diese doppelte Brennweite. So sagt er über seine stark gekürzte Neubearbeitung, daß sie zwischen zwei Welten spiele, der Debussys und Maeterlincks und der heutigen. Wäre dem nicht so, er hätte das Stück wohl nicht gemacht. Brook, ein überaus gütig aussehender Herr mit Schalkfalten um die blitzenden Augen, stellte bei einem Pressegespräch am Montag klar, daß er in der deprimierenden Eifersuchtsgeschichte das Positive finden wollte, so wie man „auf Schlamm die Reflektion des Himmels sehen kann“. Darum habe er auch das Stück vom orchestralen Gürtel befreit, damit die Liebe mit den Stimmen in den Vordergrund treten können. Er wolle nie wieder mit der Distanz zu tun haben, die entsteht, wenn zwischen Bühne und Publikum ein Orchester plaziert sei, das zudem auch noch den Sängern das wirkliche Singen verunmögliche. Angesprochen, ob er wisse, daß er Teil der MEDIALE sei, stellte er nur die freundliche Gegenfrage, ob das „etwas Gutes oder etwas Schlechtes“ sei. tlb