Mein Name ist Ewigkeit

■ Der afrikanische Musikerpoet Francis Bebey im Überseemuseum

Es war ein sehr persönlicher Abend, zu dem das Informationszentrum Afrika (IZA) und das Institut Francais eingeladen hatten. „Alle Menschen sind schwarz“ waren drei Stunden voller inspirierender Fabeln, voller Musik und Gesang und voll von Gesprächen zwischen „Monsieur Bebey“, dem würdevollen afrikanischen Poeten, und seinem bunt gemischten Publikum.

Francis Bebey

„Woher kommen Sie?“ wurde der Sänger und Komponist Francis Bebey im Übersee-Museum gefragt. „Aus Bielefeld“, kolportierte der schwarze Musiker die Erwartungen der weißen Fragerin — und gab dann doch seine Lebensgeschichte preis.

Francis Bebey wurde 1929 während der französischen Kolonialbesetzung in Kamerun geboren. Sein Name Bebey bedeutet in der Sprache seiner Leute, der Douala, Gezeiten. „Mein Name ist die Mehrzahl von Gezeiten, unendlich viele Gezeiten, also Ewigkeit“, erklärte er ein wenig schelmisch, „Sie sehen, auf meinen schmalen Schultern lastet eine große Verpflichtung!" Das Publikum wollte mehr von diesem Mann hören, der so denkt und spricht, wie er später Musik machte: Polyphon und doch melodiös, rhythmisch und doch subtil.

Francis Bebey hat sich von der Kolonisierung der Gedanken befreit. Wenn er über die Gallier erzählt, von denen er als Junge dachte, sie seien seine Vorfahren, hingen seine Ironie und das Publikumslachen noch im Raum, als er Fazit zog: „Kolonisation findet im Gehirn statt!“ Schwarze und Weiße stellten ihm, der so viel in der Welt herumkommt und so weise wirkt, ihre heutigen Fragen.

„Welchen Rat geben sie Deutschen, die hier gegen Rassismus kämpfen?“ wollte ein Afrikaner wissen. Den Weißen gab Bebey keinen Rat — er war ja nie weiß und würde es wohl nie, heureusement, lächelte er. Weiße müßten ihre eigene Lösung finden. Aber: „Der Rassismus ist in jedem Menschen,“ erklärte Bebey. „Manchmal frage ich mich, warum mich jemand ablehnt. Aber vielleicht bin ich selbst nicht immer frei von Rassismus und deshalb erfahre ich Abwehr.“

Dann griff Francis Bebey zu seinem Instrument: der Sanza. Er sang und summte und zupfte eigenartige Töne. Einfachheit ist für den Musiker und den Poeten Bebey eine Herausforderung. Da ist zum Beispiel die kleine Flöte der Pygmäen, sie kann nur eine Note spielen. Aber Bebey flötet und singt zugleich. Er weiß, Musik ist ewig, und macht seinem Namen alle Ehre. Eva Rhode