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Überraschungserfolg für kroatische Opposition

■ Doch Präsident Tudjmans HDZ bleibt mit Abstand stärkste Partei/ Heftige Kämpfe in Bosnien und Kroatien/ Hilfsflüge nach Sarajevo wiederaufgenommen

Zagreb (dpa/AP) – Nachdem die „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ (HDZ) unter Präsident Franjo Tudjman bereits bei den Parlamentswahlen im vergangenen August einen klaren Sieg errungen hatte, konnte die nationalistische Partei am Sonntag einen neuen Erfolg verbuchen: Bis Montag nachmittag errechnete die Wahlkommission für sie einen deutlichen Vorsprung bei den Regional- und Parlaments-Oberhauswahlen. Überraschend gut schnitt jedoch auch eine Reihe von Oppositionsparteien ab, die der alleinregierenden Tudjman-Partei in einigen Wahlbezirken sogar den Sieg streitig machten. Während auf die HDZ knapp 50 Prozent der Stimmen entfielen, stimmten für die Sozialliberalen durchschnittlich 25 Prozent der WählerInnen. Auch die kroatische Bauernpartei übertraf mit einem Stimmenanteil von über zehn Prozent die Prognosen, während die Istrische Demokratische Partei lediglich in ihrem Wahlkreis an der Küste mit 66 Prozent den Sieg davontrug. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 58 Prozent. Beobachter führten dies z.T. auf Wahlmüdigkeit, aber auch auf die in einigen Krisengebieten herrschenden Kämpfe zurück.

Kurz vor Beginn der Beratungen des UNO-Sicherheitsrates über den Genfer Friedensplan am Montag abend haben sich die Kämpfe in Bosnien dramatisch ausgeweitet. Bei den muslimisch- serbischen Auseinandersetzungen an der Drina bahnte sich eine Entscheidung bei Bratunac an. Dort setzten beide Seiten nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug alle ihnen zur Verfügung stehenden Waffen und Soldaten ein. Die muslimische Offensive habe die ganze Nacht gedauert, sogar am linken Drina-Ufer sei gekämpft worden. Auch die Kämpfe zwischen Kroaten und Muslimen in Mittelbosnien nahmen an Heftigkeit zu. Zwei Tage nachdem ein deutsches Hilfsflugzeug von serbischen Truppen der Krajina beschossen worden war, nahmen die Vereinten Nationen die vorübergehend unterbrochene Luftbrücke nach Sarajevo wieder auf.

In Kroatien wurde erneut an der Grenze der Krajina gekämpft. Tanjug meldete, Krajina-Serben hätten bei der kroatischen Offensive Ende Januar verlorenes Gelände an zwei Punkten zurückerobert. Danach seien die Ortschaft Pridraga im Hinterland von Zadar und das Dorf Podgradina wieder in serbischer Hand. Das kroatische Verteidigungsministerium bestätigte zwar Kämpfe um Pridraga, erklärte aber, Podgradina sei „fest in kroatischer Hand“. Die Zagreber Zeitschrift Danas veröffentlichte unterdessen eine Landkarte, wonach die von UNO und EG scharf kritisierte kroatische Offensive wenig erfolgreich war.

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