Das Atommüll-Endlager in Morsleben droht abzusaufen

■ Kritische Gutachten wurden ignoriert

Magdeburg (taz) – Ins Morslebener Endlager für Atommüll tropft es ständig aus dem Deckgebirge. Selbst der vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beauftragte Gutachter Albert Herrmann warnte vor einer weiteren Einlagerung von Atommüll: „Die Befunde stehen ... in grundsätzlichem Widerspruch zu geowissenschaftlich orientierten Anforderungen, welche in der alten Bundesrepublik für die langfristig sichere Untergrunddeponie erarbeitet worden sind.“ Das geht aus Protokollen hervor, die Greenpeace gestern in Magdeburg veröffentlichte. Nach Einschätzung von zwei Geologen, die die Umweltschutzorganisation beauftragt hatte, sind die Tropfstellen keineswegs durch Dammbaumaßnahmen zu beherrschen, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) glauben machen möchte. „Nach den bisherigen Erfahrungen beim Absaufen von Salzbergwerken sind Zuflußmengen von mehr als 1.000 Liter pro Minute, entsprechend 525.600 Kubikmeter im Jahr, keine Seltenheit“, so die beiden Wissenschaftler.

Die BGR-Studie geht hingegen davon aus, daß aus dem Deckgebirge höchstens 20.000 Kubikmeter jährlich in den Stollen fließen. Aber die Atomlobby drängte Umweltminister Töpfer seit dem Mauerfall, das erste deutsche Atomendlager nicht durch Sicherheitsbedenken zu schließen. Schließlich sind die deutschen Zwischenlager bis 1995 angefüllt. Da kommt das Atomklo in der Ex-DDR mit einem Einlagerungsvolumen von 20.000 Kubikmetern gerade recht. Seite 6