„Verhöhnung der Arbeitslosen“

■ Gewerkschaften gegen den Vorschlag längerer Arbeitszeiten

Berlin. Auf geteilte Meinungen sind in Berlin jüngste Äußerungen des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, und des Bonner CSU-Politikers Michael Glos gestoßen, zur 40-Stunden- Arbeitswoche zurückzukehren beziehungsweise die Lebensarbeitszeit zu verlängern.

Von einer „Verhöhnung der Arbeitslosen“ sprach die DGB- Chefin von Berlin-Brandenburg, Christiane Bretz. „Bei einer längeren Arbeitszeit ist zu befürchten, daß noch mehr Menschen ihren Job verlieren.“

„Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit verbietet sich eine derartige Forderung von selbst“, äußerte sich der Landeschef der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Kurt Lange. Stihls Vergleich, Deutschland habe weltweit die kürzesten Arbeitszeiten, sei die eine Seite der Medaille, die höchste Produktivität aber die andere. Längere Arbeitszeiten würden Überproduktionskrisen mit noch mehr Erwerbslosen verursachen.

Der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Horst Kramp, begrüßte die Forderung. Die deutsche Wirtschaft müsse tatsächlich darauf achten, daß sie sich durch vorzeitigen Ruhestand nicht aus dem internationalen Wettbewerb verabschiedet.

Nach Ansicht von Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) bleibt dem Bundesbürger eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit „sowieso nicht erspart“. Arbeitszeitverkürzungen brächten nichts. ADN