Umstrittener Papst-Besuch bei Sudans Islamisten

■ Heftige Kritik begleitet die heutige Khartum-Visite des katholischen Oberhaupts

Kampala/Gulu (dpa/AP) – In den Augen spiegelt sich Angst: Schweigend, mit verschlossenen Gesichtern stehen die paar Dutzend katholischen Seminaristen aus dem Süden des Sudans inmitten der vielen tausend singenden und betenden ugandischen Gläubigen. Die jungen Männer können kaum teilhaben an dem Jubel über den Papstbesuch in Uganda. Sie sagen zwar: „Ja, natürlich freuen wir uns, daß der Papst nach Khartum kommt“, – dennoch ist die Unsicherheit über das für heute angesetzte Treffen des Papstes mit dem Führer des islamistischen Regimes in Sudan spürbar. Neun Stunden will Papst Johannes Paul II. in der sudanesischen Hauptstadt verbringen, bevor er nach Rom zurückfliegt.

Der Bürgerkrieg im Süden Sudans rückt zunehmend ins Zentrum der zehnten Afrikareise des Papstes. „Sie werden Hände schütteln, von denen das Blut sudanesischer Christen tropft“, schrieb der „Neue Sudanesische Rat der Kirchen“ am Wochenende in einem Brief, der dem Papst im ugandischen Gulu von Bischof Paride Taban übergeben wurde. Um Gulu haben etwa 90.000 Flüchtlinge aus Sudan Schutz gesucht. Während der Papst dort die Messe feiere, starteten Panzer der sudanesischen Armee eine Offensive gegen die Christen im Süden des Landes, sagte Taban. Der Papst nahm das Schreiben an sich, reagierte darauf aber nicht und ging auch in seiner Predigt nicht auf Sudan ein.

Erst am Montag nahm Papst Johannes Paul II. Stellung. Bei einem Empfang in Ugandas Hauptstadt Khartum sagte er, der Bürgerkrieg im Südsudan hindere ihn, in diese Region zu reisen, doch hoffe er, durch seinen Besuch in der Hauptstadt seine Stimme „zur Unterstützung von Frieden und Gerechtigkeit für das ganze sudanesische Volk zu erheben“.

Wie der Präsident des Internationalen Missionswerks Missio in Aachen, Bernd Kaut, berichtet, bemüht sich das sudanesische Militärregime intensiv darum, sich der Weltöffentlichkeit als tolerant und als Hüter von Menschenrechten präsentieren zu können. Moslemische Gouverneure hätten zu Weihnachten sogar demonstrativ christliche Feste besucht. Allerdings: Programme und Liederhefte für den Papstbesuch sollten seit Juli im Druck sein – bis zu diesem Wochenende habe aber noch keine amtliche Druckgenehmigung vorgelegen, berichtete Kaut. Junge Christen, die Papst-Plakate an Kirchengebäuden anbringen wollten, seien von fanatischen Moslems verprügelt worden. In Khartum wurden auch anti-päpstliche Demonstrationen nicht ausgeschlossen. Professoren der staatlichen islamischen Universität Khartum kritisierten in Pamphleten heftig, daß „das Oberhaupt der Katholiken islamischen Boden betritt“.

Im Südsudan wird befürchtet, das Regime in Khartum, das einen Ausbruch aus internationaler Isolierung sucht, werde durch den Papst-Besuch hoffähig gemacht und gestärkt. Nach der Kurzvisite würde dann der Kampf gegen die südsudanesische Guerilla „Sudan People's Liberation Army“ (SPLA) verschärft weitergehen.

Der Vatikan selbst hofft auf eine positive Wirkung. In Kirchenkreisen heißt es, Khartum habe Zugeständnisse gemacht: So dürften aus dem Land ausgewiesene Priester und Ordensleute wieder zurückkehren. Auch seien manche politische Gefangene – die es offiziell gar nicht gibt – aus der Haft entlassen worden.