Fünf Nummern fürs Vaterland

■ Der Kampf um die Postleitzahl erhitzt kleine und große Geister

Berlin (taz/dpa/AP) – „Die Lawine stürzt. Wer will sich ihr entgegenstellen?“, fragt die FAZ. Es geht aber nur um die neuen, fünfstelligen Postleitzahlen. Einer versucht, die Lawine wenn schon nicht aufzuhalten, so doch zu verlangsamen: der Zuständige, der Postminister Bötsch. Eine Übergangsfrist soll die „handwerklichen Fehler“ verschmerzbar machen, die nach seiner Einschätzung bei der Ausarbeitung des neuen Systems unterlaufen sind. Dazu gehöre, daß zum Beispiel der Bundestag eine falsche Ziffer erhalten habe. Dazu gehört auch, daß ein nicht existierender Ort mit Leitzahl versehen wurde: Post nach Nirgendwo? Die Fehler würden korrigiert, versichert Bötsch, und zwar schnell. Doch der 1.Juli steht nicht mehr als absolut verbindlicher Termin für die Umstellung auf das neue Zahlenwerk fest; diese Woche wird entschieden, ob es dabei bleiben soll. Einiges spreche dafür, mit „kundenfreundlicher Übergangsfrist“ im Grundsatz bei diesem Termin zu bleiben, meint Bötsch; zu viel habe die Post schon in die Vorarbeiten zur Umstellung investiert.

Viel spreche dagegen, meint Unions-Mittelständler Elmar Pieroth. Unternehmen, Verbänden und Institutionen bleibe vor der endgültigen Veröffentlichung der neuen Nummern im Mai bis zur Umstellung am 1.Juli nicht genügend Zeit für den Druck von Briefbögen und Formularen. Er bittet, doch bis zum 1.Januar 1994 zu warten.

Kann die postalische Einheit des größer gewordenen Vaterlands so lange warten? Schließlich geht es mit der Postleitzahlenreform nicht nur um Rationalisierung, wie bürokratische Geister meinen, sondern um „ein patriotisches Exempel“, meint wiederum nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern die FAZ. Und sie empfiehlt den Abschied von „kleinlichen Leidenschaften“ und rät dem Minister, „den Blick auf Größeres zu richten“. Wir meinen: Vorwärts für Volk und Vaterland, vorwärts zur sechsstelligen Postleitzahl!