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Ökohilfe für Ostschwestern Zwei Umweltzentren geplant

■ Fücks-Ressort startet EG-Projekt für Riga und St.-Petersburg

Mit Findigkeit, Hartnäckigkeit, Argumenten und Kontakten, womöglich auch noch mit Charme und Penetranz hat das Bremer Umwelt-Ressort ein interessantes EG-Projekt, 2,4 Millionen stark, an Land gezogen. Und das ist auch noch ziemlich uneigennützig und geht so: Nach einer Idee der „Aktionskonferenz Nordsee“ sollen zwei „Umweltzentren“ aufgebaut, finanziert und ausgestattet werden, in Bremens Partnerstadt Riga und in Hamburgs Partnerstadt St. Petersburg. Denn: Die Umweltsituation in den östlichen Ländern ist katastrophal, und jetzt soll praktische Hilfe kommen für die Verbesserung dort, mit Schwerpunkt Ostsee. Die Bereitschaft in den Ostseestaaten ist groß, es fehlt aber an allem: an Geld, Know-How und an Erfahrung.

Eine kleine Gruppe mit geballter Kraft tagt in dieser Woche zum Workshop in Bremen: acht ExpertInnen aus verschiedenen europäischen Ländern, die, je vier, für drei Jahre nach Riga und St. Petersburg gehen werden. Sie sind ausgewählte Fachleute für bewußt verschiedene Gebiete: Biologie, Umwelt-Technik, Verwaltungs-Wissenschaft, Umweltplanung, Umwelt-Recht. Zusammen mit je vier russischen und lettischen SpezialistInnen kümmern sie sich zunächst einmal um den Schwerpunkt Gewässer, „um die prekäre Situation an der Ostsee, wo alle Abwässer ungeklärt eingeleitet werden“, erklärten sie der Bremer Presse, „man kann nicht für Luft, Boden, Müll und Wasser gleichzeitig sorgen.“

Gedacht ist das so: Diese Crews vor Ort sollen die ökologische Lage orten, auch die politischen Strukturen und Einflußmöglichkeiten herausfinden, dann Maßnahmen vorschlagen und anleiern. Dabei sind die Erfahrungen aus dem Westen viel wert: Welche Kläranlage wäre nötig und wo? Mit welchen Firmen gibt es welche Erfahrungen? Wer finanziert? Die heimatlichen Behörden in Bremen und Hamburg stehen für die Projekte mit ihrem Apparat und Know-How zur Verfügung und sind ansprechbar.

„Wir können und müssen in Riga mit der Bestandsaufnahme nicht bei Null anfangen; erstaunlich viele und qualifizierte Studien liegen in den Schubladen, aber dann ging es dort nicht weiter“, erklärte Dr. Rita Kellner-Stoll, Abteilungsleiterin der Umweltbehörde und Projekt-Betreiberin.

Die EG bezahlt drei Jahre lang die acht Westler und akzeptiert als Komplementärmittel die Stellen der östlichen Fachleute, dazu Räume und Sachmittel, die von Lettland und Rußland finanziert werden. BBI-transfer Bremen wird als Arbeitgeber fungieren. „Die Motivation im Umwelt-Ressort für das Projekt ist sehr hoch“, so Kellner-Stoll, sonst wäre auch nichts draus geworden.“ Die künftige möglichst effektive Kooperationen zwischen den Verwaltungen sei überhaupt „nur durch den guten Willen machbar, und der ist ausgesprochen groß.“

Sogar auf die schwierige Frage, was nach dem Projekt werden soll, wissen die ProjektmitarbeiterInnen eine Antwort. Wo soll es hingehen, wenn die Entwicklungshilfe aufhört? „Wir wollen das strukturieren und uns schließlich überflüssig machen!" finden die ExpertInnen.

Susanne Paas

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