: Zellen werden nicht umgespritzt
Aus Gelb wird ein Rot-Ton namens Magenta, aus Ämtern werden Niederlassungen, und die Oberpostdirektion ist abgeschafft. Hamburgs größter Investor — in diesem Jahr sind fast eine Milliarde Mark geplant — verpaßt sich ein neues Gesicht. „Es sollen aber nicht alle Telefonzellen umgespritzt werden“, sagte der Präsident der Hamburger Telekom-Direktion Alfred Meier gestern auf der Jahrespressekonferenz.
Der Münzfernsprecher alter Prägung ist sowieso ein auslaufendes Modell: Bis zum Jahr 2000 sollen alle Zellen auf Karte umgestellt sein — obwohl es bei deren Einführung noch hieß, daß neben jedem Kartentelefon auch ein Kleingeld- schluckender Fernsprecher stehen sollte. Die Hälfte aller 4400 Telefonzellen in Hamburg ist schon ganz auf Karten umgestellt.
Seit Anfang 1993 hat auch die 125jährige Ära der Oberpostdirektion ihr Ende gefunden: Nun gibt es eine Direktion Postdienst und eine Direktion Telekom. Hamburg gehört dann zur Region Nord und betreut ausschließlich Geschäftskunden. Für den Privatkunden bedeutet das, daß er sich nach Hannover wenden muß, wenn er sich bei der Telekom beschweren will. Damit alles auch schön professionell aussieht, wertete man auch gleich die „Fernmeldeämter“ zu „Niederlassungen“ auf.
Bei der Gebührenabrechnung der Telefonkunden soll sich nichts ändern. „Von den 400 Millionen Telefonrechnungen im Jahr wird ein Promill beanstandet“, sagte Direktor Meier, davon seien 15 Prozent berechtigt. Die Gebührenerfassung und die Überprüfungsverfahren hält er für technisch sicher. Meier mußte jedoch einräumen, daß es für einen Fernmeldehandwerker möglich sei, sich auf eine Leitung „zu hängen“ und zum Beispiel nach Timbuktu zu telefonieren. „Dies ist tatsächlich schon vorgekommen, die betreffenden Personen sind aber sofort entlassen worden“, sagte Alfred Meier.
Es ändert sich eben doch nicht alles von heute auf morgen, auch wenn eines Tages die Telefonzellen alle irgendwie rot sind. Im Telekom-Logo erinnert immer noch ein Musikinstrument an alte Zeiten: das Posthorn. ach
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