Meditativer Schrebergarten

■ 'Im Garten der Klänge– uraufgeführt - kräftige Buhs für Komponist Hans Otte

uraufgeführt — kräftige Buhs für Komponist Hans Otte

Eigentlich wäre es nicht weiter der Rede wert: Eine akustische Meditationsstunde, technisch aufgemotzt – eine nicht weiter schädliche Abendveranstaltung für musikalisch unvorbelastete Gemüter. Leider ist es aber nicht so einfach: Angekündigt als Mediale-Beitrag der Staatsoper, als neuartiges experimentelles Musiktheater, immerhin auch von öffentlichen Geldern getragen, kann man am Garten der Klänge von Hans Otte nicht einfach vorbeigehen. Erst einmal drin, wundert man sich nurmehr über die Banalität des selbstbewußt, fast selbstherrlich Dargebotenen.

Ein heller Laufsteg befindet sich in der Mitte der Opera stabile. Das Publikum sitzt sich in jeweils drei Stuhlreihen längs der Spielfläche gegenüber. Auf dem Steg agiert die Sopranistin Sabine Mariß und zeitweise auch der Opertonsänger Reinhard Schimmelpfeng. Beide erscheinen in weißen, pyjamaähnlichen Anzügen und barfuß. So groß kann der Garten also gar nicht sein.

In zwölf Szenen hört man die beiden summend, singend, sprechend Töne von sich geben, die technisch verfremdet, bearbeitet und zeitlich verschoben über diverse Lautsprecher durch den Raum geschickt werden.

Zu sehen gibt es nicht viel, meist tönt Sabine Mariß bewegungslos im weißen Licht, manchmal schwingt sie pathetisch die Arme oder schreitet den Steg auf und ab. Das ist so schlecht nicht, die Sopranistin hat eine schöne Stimme, und wann bekommt man schon mal einen Obertonsänger zu hören. Aber mehr als akustische Weichspülung wird leider nicht geboten. Kein Wunder, daß einige Zuschauer verträumt die Augen schließen und in ferne Welten abdriften.

Dabei handelt es sich, so Otte, um eine „elementare“ Durchdringung und Vereinigung von „Klang, Sprache, Gestus und Raum“, der Komponist, Regisseur und gleichzeitig Librettist wolle „alle Ressourcen von Kunst nutzen“ — Theater ist leider nicht dabei. Die Spielereien mit fliegenden Tönen und auflösenden Grenzen zwischen Klang und Wort mögen auf neue technische Art produziert sein, sind aber im Ergebnis ziemlich alt und wurden (nur ein Beispiel, weitere auf Anfrage) schon 1956 von Stockhausen im Gesang der Jünglinge auf ästhetisch und intellektuell äußerst ansprechende Weise präsentiert.

Ach ja, die Texte: „Ich singe, ich rufe, ich höre und sehe ...“ Dann doch lieber Planten un Blomen. Niels Grevsen