Soundcheck: STP / Alice in Chains / Screaming Trees

SOUNDCHECK

Gehört: STP

Mit fast einer Stunde Verspätung bemühten sich die Hamburger Hip- Hop-Dancefloor-Jazz-Heroen dann doch auf die Bühne des vollen Mojo-Clubs am Donnerstag abend. Munter wurde losgerappt, gejazzt, gefunkt und bewiesen, daß auch Bands aus Hamburg in dieser Sparte konkurrenzfähig sind. kur

Sonntag abend: Alice in Chains / Screaming Trees

Als Alice vor gut 3 Jahren ihre Debut-LP Facelift in den deutschen Plattenläden versteckten, war die Musikwelt noch schwarz und weiß und die sabschige Ladung trägen kaugummigedehnten Pathos', das an Heavy Metal und Jeanswerbung mit halber Geschwindigkeit denken ließ, bis dato ungehört und zunächst interessant. Frei von lästigen und falschverstandenen Diskussionen reitet diese Band heute neuen Wellen Alternativ-Rockmusik vor, deren Beispiele, wozu sie alternativ sein könnte, zunehmend schwinden. Das ob seiner Sauberkeit absurd anmutende Baden in eigenem Trübsal, welches Cantrell & Co in Phantasy-Ästhetik, zudem unverdaulich überhöht, zelebrieren, erreichte mit der omnipräsenten Neuveröffentlichung Dirt einen weiteren Höhepunkt. Weniger gewollt sind da die Kamin-Psychdelikrocker Screaming Trees, die ihre Eigenständigkeit auf dem weichen Saitenspiel der Connor-Brüder und Mark Lanegans Gesang, der uns von voluminösen Stimmen kindheitlicher Märchenplatten träumen läßt, ziehen. Allen Freunden dieser Gemütsmusik, die, seit Wochen

über die falsche Bandzusammenstel-

1lung bzw. -abfolge des heutigen Abends jammernd, noch unschlüssig sind, sei vom Besuch abgeraten: um die letzten Schwarzmarktkarten des ausverkauften Abends sollen sich die willigen Konsumenten von Design-Musik schlagen. Holger in't Veld

Große Freiheit, 21 Uhr

Heute abend: Miroslav Vitous/Jan Garbarek/Peter Erskine

Ungefähr zwanzig Jahre ist es her, daß Jan Garbarek zum letzten Mal im klassischen Saxophon-Jazztrio

1gearbeitet hat. Zwanzig Jahre, in denen er sich weit entfernt hat von dem heftigen, energisch zupackenden Spiel seiner frühen Jahre. Weite und kühle Gelassenheit hat er seitdem so weit eingesogen in sein Spiel, daß es so manches Mal scheint, sein unverkennbarer, kristallklarer Ton wolle vor Kälte zerspringen. Garbarek ist zu einer Institution geworden, bei der die gleichbleibende Qualität garantiert ist. Es ist nur eine Frage des Geschmacks, ob man sich für diese oder lieber für eine andere Marke

1entschied. Im Trio mit dem aus der Tschechei stammenden Miroslav Vitous und dem vielseitig anschmiegsamen Schlagzeuger Peter Erskine geht er einen neuen Weg, der den Bogen zu seinen Ursprüngen schlägt. Gleichberechtigtes Spielen heißt die Parole, Energieaustausch der Sinn dieser Zusammenarbeit. Und daß es bei solch geschmackvollen Musikern nicht zu gefährlichen Verpuffungen der Energien kommt, das ist gewiß. step

Fabrik, 21 Uhr