Auf die Plätze, Planer – fertig, los!

■ Studenten gestalten die riesigen Plätze der Stadt: Ausstellung über ein TU-Projekt

Tiergarten. „Platz frei für das neue Berlin“. Mit diesem Ausspruch des Stadtplaners Harald Bodenschatz wurde am Donnerstag die Ausstellung „Berliner Plätze“ in der Ex-Buga-, nun „Grün Berlin“-Halle am Friedrich-List-Ufer eröffnet. Gezeigt werden Entwürfe und Modelle für verschiedene Berliner Plätze, erstellt von Studenten der Landschaftsplanung an der TU Berlin. Laut Ansicht von Beate Profé, „Grün Berlin“, läßt sich die Qualität der ausgestellten Arbeiten durchaus mit aktuellen Wettbewerbsergebnissen (zum Beispiel Mauerpark) messen. Auf die Frage, ob Landschafts- und Freiraumplanung überhaupt die großen Umgestaltungsprobleme der Berliner Plätze anpacken kann, versucht die Schau eine Antwort zu geben. Die Studenten hatten sich mit insgesamt sechs Plätzen (Alexander-, Lenin-, Oranien-, Arkona-, Pariser-, und Platz vor dem Neuen Tor) beschäftigt. Diese Auswahl sollte alle Platzsituationen und Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen, einschließen, und führte, so bilanziert Nina Rutschmann von der Studentengruppe, zu unterschiedlichsten Ergebnissen. Zu besichtigen sind neben sensiblen Lösungen, nüchterne und ganz verrückte Ideen, große Gesten aber fehlen. Diese scheint die neue Hauptstadt Berlin, ähnlich wie Mitterrands Paris, jedoch nötig zu haben. Genannt sei hier etwa die Freiraumgestaltung von Christoph Girot für den Invalidenpark. Der Alexanderplatz als „wichtigster Platz in Berlin“ scheint für Freiraumgestalter die schwerste Aufgabe zu sein. Die Ergebnisse zeigen, daß nicht nur eine immer ideenlosere Neubebauung bestehende Wunden heilen kann. Die Schaffung überschaubarer Räume, von „Identitäten“ und die Wiederherstellung historischer Traditionen (zum Beispiel in der Sichtbarmachung der alten am Alex mündenden Straßen) sind die Inhalte der ausgestellten Pläne. Bemerkenswert sind besonders die rein freiraumplanerische In- Raum-Setzung der Marienkirche und ein erster Versuch, die Forderung des Publizisten Wolfgang Kil nach einem Alex als „Tor zum Osten“ umzusetzen. Auf die Idee, den Alex und seine U-Bahn Kreuzungen zu öffnen, werden die Teilnehmer des städtebaulichen Wettbewerbes vielleicht auch kommen, zu besichtigen ist sie schon heute.

Hochhaus als Blickfang

Von ganz anderem Charakter als am Alex sind die Probleme am Lenin-, jetzt Platz der Vereinten Nationen. Hier muß man nicht neue Funktionen suchen, sondern bestehende Ansprüche der Wohnbevölkerung befriedigen. In der Ausstellung werden zwei sehr unterschiedliche Ansätze gezeigt, der Leninplatz als Kiezplatz oder als „Treffpunkt“ der umliegenden Quartiere. Allen Entwürfen ist gemein, den nach dem Abbau des Lenindenkmals verlorengegangenen „Bühnencharakter“ wiederzubeleben: ob als Endpunkt einer neugeschaffenen Lenneschen Blickachse von Kreuzberg zum Volkspark Friedrichshain (Blickfang: eines der häßlichsten Hochhäuser Berlins, Leninplatz Nr.1!), oder als Theater mit an historischen Blockstrukturen orientierten „Pocket Parks“ und den Bewohnern vernachlässigter DDR- Vorzeigebauten als Zuschauer.

Die Berliner „Planungslandschaft“ braucht mehr solche studentische „Einmischungen“, um neben den herkömmlichen Wettbewerbsverfahren weiterhin spannend und erträglich zu bleiben. Studenten brauchen keine schwierigen Planungsvorgaben zu erfüllen und müssen gar nicht mal schlechtere Ideen als Planungsprofis liefern. Eike Richter

Ausstellung: „Grün Berlin“, Friedrich-List-Ufer, bis zum 21. Februar, täglich von 12–18 Uhr