■ Das Portrait
: Rudi Geil

Daß er einer der miserabelsten Redner der politischen Klasse in diesem Land ist, behaupten nicht nur seine politischen Gegner. Mit zahllosen „Ähs“ und „Ähems“ hat er schon in den Jahren 1973 bis 1976 als Fraktionsvorsitzender der CDU im rheinland- pfälzischen Landtag die Abgeordneten geelendet. Daß er aber auch einer der kompetentesten „alten“ Verwaltungshasen der politischen Klasse dieses Landes ist, behaupten nicht nur seine politischen Freunde. Die Rede ist von Rudi Geil (55), dem Ex- Minister für Soziales, Gesundheit und Umwelt (1981 bis 1985) und Ex-Minister des Inneren und für Sport (1985 bis 1987) von Rheinland- Pfalz – und designiertem Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern. Geil auf Kupfer – keine ganz schlechte Wahl, wie selbst die Grünen im Mainzer Landtag konstatieren mußten. Allerdings werfen Grüne und Sozialdemokraten ihm vor, auf dem „rechten Auge blind gewesen“ zu sein. Noch vor Jahresfrist habe Geil im Landtag vor dem „Linksterrorismus“ gewarnt, während in Bibelsheim bereits die Neonazis aufmarschierten.

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Foto: Stefan Schulz/Retro

Der in Lahnstein geborene Katholik ist verheiratet und hat zwei Kinder. Geil gilt als „leutselig“. Und Geil ist geil auf Uniformen – egal ob Bundeswehr oder US-Army. Als Innenminister heftete er sich während der spektakulären Giftgas-Abtransporte aus der Pfalz an die Fersen der US- Generäle. Und beim Anblick von „Lametta“ auf breiten Soldatenbrüsten schlägt Geil regelmäßig die Hacken zusammen.

Rudi Geil hat die christdemokratische Ochsentour absolviert: ab 1961 Mitglied des Stadtrates von Lahnstein, ab 1971 Vorsitzender des Kreisverbandes der CDU im Rhein-Lahn-Kreis, danach Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Koblenz- Montabaur und Einzug in den Landtag. Nur zwei Jahre später war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ab 1973 CDU-Chef im Landtagsring. Als Minister war Geil nicht nur wegen seiner Offenheit bei den Mitgliedern der Landespressekonferenz äußerst beliebt. Das gute Verhältnis zur Presse verdankte er auch dem geschickten Management seines langjährigen Pressesprechers Jo Dietzen. Doch den hat ein anderer „Wessi-Import“ in Ostdeutschland, der gleichfalls aus Rheinland-Pfalz kommende Ministerpräsident von Thüringen, Bernhard Vogel, schon nach Erfurt geholt. Klaus-Peter Klingelschmitt